Alter Schlachthof-Open Air
1975? Boah, lange her! AC/DC veröffentlichen ihr Debütalbum „High Voltage“, Motörhead und Iron Maiden werden gegründet, „The Rocky Horror Picture Show“ feiert Premiere in London - und im Emsland eröffnet das Kulturzentrum Alter Schlachthof. Ja, genau: Der sympathische kleine Liveclub in Lingen, der in den letzten fünfzig Jahren aberhunderte Bands von Metal bis Indie bis Hip Hop in die Provinz lockte. Nun also die große Geburtstags-Feierei, und was passt da besser, als ein kleines Festival auf dem großen Parkplatz neben dem Club, umsonst und draußen. Korrekt! Zehn Acts sorgen für Partylaune & ordentlich Abriss, darunter die K.I.Z- und Kraftklub-Kumpels Drunken Masters, die u.a. mit „Bauchnabelpiercing“ viral gingen, die energetischen Ösi-Rocker Aymz (Foto) um die charismatische, non-binäre Amy Wald sowie Rapperin Nura, die zusammen mit Juju als rotziges Girl-Duo SXTN bekannt wurde.
20. & 21.6., Lingen, Am Wall Süd, 18.00 Uhr
Hach, ein Fahrrad-Aktionstag, bei dem die Herzen von Zweirad-Fans höher schlagen dürften! Wer seinen Drahtesel diebstahlsicher machen möchte, sollte es beim Stand des ADFC zu einem fairen Preis codieren lassen. Kleinere Reparaturen kann man in Workshops unter Anleitung DIY-mäßig durchführen, bevor es in die Waschanlage geht, die Fahrräder kostenlos auf Hochglanz bringt. Wer eine neue Leeze braucht, sollte die Versteigerung nicht verpassen. Natürlich gibt es auch viele Mitmachaktionen auf und rund um den Stubengassenplatz, besonderes Geschick erfordert der Langsam-Fahr-Parcours, der vom städtischen Sportamt betreut wird. Außerdem auf dem Programm stehen: Live-Musik, Shows einer Fahrradkünstlerin, Impro-Theter sowie die Preisverleihung der Aktion „Stadtradeln“.
21.6., Stubengassenplatz, 11 bis 17 Uhr
Reggae, Steady, Go!
Münster hat ein neues Mini-Festival, das die Legenden des Ska und Reggae feiert: Unter der fachkundigen Leitung der lokalen Offbeat- und Two-Tone-Spezis Dr. Ring Ding und „Grover“-Ossi werden sich einige stilprägende Acts der internationalen Ska & Reggae-Szene sowie das Chalwa-Soundsystem die Jovel-Bühne teilen. Aus Italien kommt die Neo-Ska-Kombo The Magnetics, die Vintage-Ska, verschärften Reggae und smarte Soul-Vibes zu einem energetischen, extrem tanzbaren Sound mixt. Die spielen aber nicht nur ihren eigenen Set, sondern performen zudem als Backingband beim Auftritt von Doreen Shaffer, der „Queen of Ska“ und Sängerin der legendären Skatalites. Junior Dell aus Jamaica kombiniert mit smoother Soulstimme gekonnt Old School mit modernen Sounds, und Domstadt-Rudeboy Dr. Ring Ding (Foto) feiert mit siebenköpfiger Band das 30-jährige Jubiläum seines wohl besten Albums „Dandimite!“, das zwischen Vintage- und Latin-Ska, Dancehall und R&B ordentlich abraucht. One Scotch, one Bourbon, one Blunt!
22.6., Jovel, 16.00 Uhr
May Landschaften
Wer erinnert sich in Münster an May Ayim, die als May Opitz bei Adoptiveltern aufwuchs und an der Friedensschule Abitur machte? Nicht bekannt? May war Afro-Deutsche, politisch sehr engagiert in der Black Community und - Lyrikerin („Blues in schwarz weiss“). Ihre Erinnerungen an ihre von Angst und Gewalt geprägten Jahre in Münster und ihre strengen Adoptiveltern waren nicht die besten, als sie im multikulturellen Berlin endlich etwas Freiheit fand - und sich doch schon in jungen Jahren das Leben nahm. Der Erinnerungs-Abend May Landschaften von Penda Diouf ist ein wichtiges Zeichen gerade auch für diejenigen unter uns, die wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert werden.
24.6. und 10.7. - Theater Münster, 19.30 Uhr
Nano Stern
Er gehört zur dritten Generation chilenischer Singer-Songwriter, die nach den 1990er Jahren in Erscheinung traten. Tief verwurzelt in der traditionellen chilenischen Musik und doch zugleich zeitgenössisch mit starken Einflüssen von Rock, Folk und Jazz, bringt der virtuose Multiinstrumentalist einen einzigartigen Sound hervor. Und sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit begeisterte nicht nur die Ikone Joan Baez. Die stetig wachsende Fangemeinde erstreckt sich mittlerweile über Lateinamerika, Kanada und die USA bis hin nach Europa und Australien. Nach Veröffentlichung seines 2023 erschienenen Albums „Nano Stern canta a Victor Jara“ ist der chilenische Weltmusik-Star nun auch in Münster live zu erleben. Auf dem Programm stehen neben eigenen Songs auch Neuinterpretationen von Legenden wie Victor Jara oder Violeta Parra.
25.6., B-Side, 20.00 Uhr
Robert Nippoldt & Trio Größenwahn
Ein ganz eigenes Genre haben Buchkünstler Robert Nippoldt und das Trio Größenwahn vor zehn Jahren im Kleinen Bühnenboden geschaffen: Die „poetische Amüsierschau“ - eine Mischung aus Live-Zeichnungen und Scherenschnitt-Projektionen zu Musik und Performance. Inzwischen gibt es mehrere Amüsierschau-Programme, zum Jubiläum im Stadttheater wird aber wieder Ein rätselhafter Schimmer aufgeführt, jene 1920er-Jahre-Show, mit der alles begann und die überaus erfolgreich sogar auf Kreuzfahrtschiffen das Publikum begeisterte. Und dennoch bleiben diese Amüsierschauen auf wenige Termine im Jahr begrenzt, denn Nippoldt kann und will als hauptberuflicher Illustrator nebenbei nicht mehr stemmen. Nutzt also die seltene Gelegenheit und lasst euch von Marlene-Dietrich-Chansons, Brechts Seeräuber-Jenny, Berlin-Impressionen und vielem mehr aus den wilden 20ern begeistern.
26.6., Theater Münster, 20.00 Uhr
Was die Konzerte der Australier Press Club so besonders macht, ist ihre ungebremste Energie: Natalie Foster ist eine Frontfrau, die keinen Stillstand kennt - sie gibt alles, springt ins Publikum und schafft eine direkte Verbindung zu den Fans. Im Rücken hat sie ihre bestens eingespielte Band, die voller Energie, Sturm und Drang losbrettert. Auf dem aktuellen Album „To The Ones That I Love“ beschäftigen sich Press Club mit Veränderung, Selbstfindung und der Suche nach Zugehörigkeit - Themen, die sich in dynamischen Melodien und emotionalen Lyrics widerspiegeln. Live sind Press Club eine Macht, die die gesamte australische Musikszene aufgemischt hat.
28.6., Gleis 22, 20.00 Uhr
Knocked Loose
Gestern noch Support für Slipknot oder Bring Me The Horizon, jetzt auf eigener Headline-Tour - läuft für die Amis von Knocked Loose! Sie sind eine der explosivsten und lautesten neuen Bands zwischen Hardcore, Metal und Punk: Die volle Dröhnung Breakdowns, Tempowechsel, Prügeldrums, Gescreame und Medodiefetzen! Ihre Liveshows sind für aggressiven, druckvollen Sound und derbe Moshpits berüchtigt, was via Youtube und TikTok viral ging. Bei den diesjährigen Grammy-Awards wurden sie prompt für die „Best Metal Performance“ nominiert. Ihr aktuelles Album „You won’t go before you’re supposed to“ ist eine adrenalintreibende Achterbahnfahrt von irrer Intensität: Selbst der 50-Sekunden-Minitrack „Moss covers all“ ist mit Ideen für mindestens drei Songs vollgestopft. Brachial, aber gut!
30.6., Skaters Palace, 19.00 Uhr
Kampflimmern: Hundreds of Beavers
Für viele schon jetzt ein Kultfilm! Regisseur Mark Cheslik ist es gelungen, den Geist der Stummfilm-Ära mit einer Mischung aus Slapstick- und Abenteuerkomödie neu aufleben zu lassen. Die in Schwarz-Weiß gefilmte Geschichte spielt im Mittleren Westen der USA im 19. Jahrhundert. Hauptfigur ist Jean Kayak, der vom Handel mit Apfelschnaps lebt, bis ihm seine Farm durch eine Explosion um die Ohren fliegt. Kurzerhand entscheidet er sich, fortan sein Glück als Pelzjäger zu versuchen. Dumm nur, dass die Waschbären biestig und die plüschigen Biber extrem clever sind. Noch schlimmer kommt es, als er sich in die Tochter vom Pelzhändler verliebt und der als Freigabe für sein Töchterlein hunderte Biberfelle verlangt. Ein fast aussichtsloses Unterfangen...
10.7., Hawerkamp, Einlass 20.00 Uhr, Filmstart 22.00 Uhr
NEUES ULTIMO-BÜRO AM AASEE
Tschüss Apotheke, hallo
Praxis!
Im letzten Sommer noch frischgebackene Muffikaner - seit März jetzt Münster downtown: Die Ultimo-Redaktion ist schon wieder umgezogen! Aus der alten, verwinkelten Apotheke im Schatten der Herz-Jesu-Kirche (hat uns gut gefallen, der Kiez!) in eine ehemalige Zahnarztpraxis an der Aegidiistraße 32, Ecke Schützenstraße. Genau gegenüber vom Gasolin, vom Kanello an den Aasee! Da haben wir zwar kein großes Schaufenster zum Rumposen mehr, dafür aber auch keinen befristeten Mietvertrag, der nur von Jahr zu Jahr verlängert werden kann. Nur dieses verdammte Kistenschleppen, ächz, allein unser Archiv mit den gesammelten Ultimos seit 1972 (in Worten: Neunzehnhundertzweiundsiebzig), was für ein Geschleppe! Ansonsten: Super hier, und der Aasee zum Chillen gleich um die Ecke. Hey Chef, ist das Pinkus im Bürokühlschrank schon kalt? :)
Etwa 50 Millionen Amerikaner sind deutscher Abstammung, das sind rund 15% der US-Bevölkerung. Mehr als 30 Städte und Gemeinden heißen „Germantown“. In der Mitte des vorvorigen Jahrhunderts entvölkerte die Auswanderungswelle hierzulande ganze Landstriche. Auch viele Westfalen machten sich auf den Weg in die „Neue Welt“ ihrer Träume, darunter auch „Forty-Eighters“.
Dr. Philipp Erdmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des
Münsteraner Stadtarchivs in der Speicherstadt. Dort hielt er
einen Vortrag über Verschwörungsnarrative und ging dabei auf
speziell münstersche Beispiele ein.
Durch einen geheimen Zugang der Erd-Hohlwelt schauten wir zu...
Er weiß alles übers Saufen: Der Münsteraner Archäologe Dr. Helge Nieswandt blickt in seinem an der Uni überaus beliebten wissenschaftlichen Vortrag Alkohol in der Antike auf die Trinkkultur antiker Völker von den alten Ägyptern bis zu den Kelten.
Ruhe in Frieden,
Klaus Otto Nagorsnik!
Wenn er bei einem Kneipenquiz in Münster aufkreuzte, konnte man eigentlich gleich nach Hause gehen, denn dieses lebende Wikipedia wusste einfach alles. Überraschend verstarb jetzt der NRW-Quizmeister, Deutscher Quizmeister im Doppel, Europameister in Stadt-Land-Fluss und ARD-Quizjäger.
Mehr als einmal berichtete Ultimo über ihn – zuerst Anfang der 00er-Jahre, als in Münster eine (bis heute) große Pubquiz-Szene entstand, in der er mit seinem Rateteam Die Ketzer (fast) immer auf Platz Eins stand. Das komplette Interview könnt ihr unten nachlesen.
Auch sein kniffliges Münster-Quizbuch „Rätselvolles Münster“ lobten wir in den Himmel. Jetzt kann er dort die Engel mit Quizfragen löchern...
Klaus Otto aka K.O. aka Nolanus war auch bekennender Ultimo-Stammleser, sprach uns immer wieder mal auf Pubquizzen an, um Kommentare zum letzten Heft zu geben. Er schickte uns gelegentlich Briefe mit kopierten Seiten aus Büchern, in denen er Münsterstory-taugliche Fundstücke weiterleitete („Wäre das nicht mal ein Thema für Ultimo...?“). Und nicht zu vergessen seine launigen Lesermails. Zum Beispiel diese hier:
„Liebe ULTIMOs,
beim Lesen eures Biergarten-Specials ,Böcke, Biere, Gärten’ im letzten Ultimo konnte ich mir eine kleine Klugscheißerei nicht verkneifen:
Wenn ihr zwecks Recherche euren Nachwuchsreporter durch die Biergärten schickt, ihn dort das eine oder andere Bierchen verdrücken lasst und wenn er dann ‚heidnische Rausch-Riten’ beim vermeintlich ‚dem potenten Ziegenmann geweiht(en)’ Bockbier halluziniert - habt ihr dann den Bock mittels Bier zum (Bier-)Gärtner gemacht?
Die Sache ist doch so:
Einbeck ist ein nettes Städtchen im Niedersächsischen, das im Mittelalter für sein besonders süffiges und starkes Bier berühmt war. Das Bier wurde bis nach Italien exportiert, ein Teil blieb aber auf dem Weg gen Süden im Bayrischen ‚hängen’. Dort nannte man dieses Bier in der Mundart der Eingeborenen nicht ‚einbeckisches’ Bier, sondern ‚einpöckisches’ Bier. Und weil sich dort mit der Zeit niemand erinnern mochte, woher dieses Bier kam und warum es so hieß, klebte man kurzum ziegenbocksgeschmückte Zettel auf die Flaschen und Krüge und gab das Gebräu als ur-bajuwarische Erfindung aus.
Das kann euer Reporter ja mal in einem unverkaterten Augenblick bei Wikipedia nachlesen. ;-)
So, das musste mal raus, ,wenn's der Wahrheitsfindung dient’ (Fritz T.) ...
Salut und Slainte, Klaus Otto Nagorsnik (aka Nolanus)“
Uffz, Maamme!
Heute: Klaus Otto Nagorsnik, der allwissende „Ketzer“
(Interview aus Ultimo 26/2005)
Ultimo: In welchem Land lebte Wilhelm der II. ab 1918 im Exil?
Klaus Otto: Holland. Genauer in Doorn, bei Utrecht. Da hat er dann in seiner Freizeit hauptsächlich Holz gehackt…
Exakt. Für diese Antwort hättest du bei Jauchs TV-Quiz schon ein paar tausend Euro kassiert.
Ja, aber Jauch gucke ich nicht. Ich mache in meiner Freizeit lieber mit meinem Team Die Ketzer bei münsterschen Kneipenquiz-Veranstaltungen mit.
Wie bereitest du dich darauf vor? Da ist doch auch Wissen aus abseitigen Spezialgebieten gefragt? Bist du so einer, der alle Trivial-Pursuit-Fragen auswendig kennt?
Nein, meine Familie hatte irgendwann keine Lust mehr, mit mir Trivial Pursuit zu spielen… Ich bin Bibliothekar. Da kommen einem bei der Arbeit allerhand exotische Fakten vor, zum Beispiel: Wann ist in der deutschen Literatur der erste Mann in Ohnmacht gefallen?
Äh, also …
Im „Tristan“ aus dem 13. Jahrhundert.
Nun ja, aber beim Kneipenquiz sind die Fragen doch wohl etwas einfacher, oder?
Nicht immer. Gestern Abend wurde etwa gefragt: Was ist die „Maamme“?
Die... was?
Die finnische Nationalhymne. Hab’ ich aber auch nicht gewusst.
Ansonsten wisst ihr aber ganz schön viel, denn ihr gewinnt andauernd.
Wir haben ja auch zwei Damen im Team, die uns optimal unterstützen. An die Spitze zu kommen, ist außerdem die eine Sache. Aber an der Spitze zu bleiben, eine andere. Denn unser Erfolg weckt natürlich auch den Ehrgeiz der anderen Teams.
Denkt ihr schon an überregionale Meisterschaften?
Ich weiß nicht, ob es die überhaupt gibt. In England, wo der Kneipenquiz herkommt, ist das ein richtiger Volkssport. Da soll es Leute geben, die sogar davon leben. Bei uns ist das noch nicht so weit verbreitet. Münster ist da eine Ausnahme, hier gibt es gleich in mehreren Kneipen einen Quizabend: Kling-Klang, Einspruch, Buddenturm. Überregional haben wir sogar schon einen Pokal gewonnen, weil wir alle Fragen des Sommerrätsels der Süddeutschen gelöst haben. Das schaffen landesweit nur etwa zwei- bis dreihundert Leute. Sowas trainiert natürlich sehr gut für den Kneipeneinsatz…
Mal ehrlich: googelt da keiner heimlich unterm Tisch?
Neiiiin! Das ist streng verboten. Außerdem gibt es natürlich eine Kneipenquiz-Ehre! Also einfach auf der Toilette mit dem Laptop oder Handy… das macht bestimmt keiner! Es soll ja auch Spaß machen.
Warum heißt euer Team ,,Die Ketzer“?
Na, passt doch zum katholischen Münster, oder nicht?
Wiedertäufermäßig auf jeden Fall…
Neinnein! Wiedertäufer ist ein Begriff der Kirche, die Mitglieder der Endzeitsekte selbst nannten sich „Täufer“. Also Wiedertäufer wäre als Selbstbezeichnung nicht korrekt… aber gut. Übrigens: ihr seid mit eurem Pubquiz-Rateduo Team Ultimo ja auch gar nicht sooo schlecht, immerhin beim letzten Mal gutes Mittelfeld. Gratuliere!
Interview: Carsten Krystofiak
Zu den Verschwörern gegen Hitler gehörte auch der Münsteraner Paulus van Husen. Wie sich der Wehrmachtsjurist nach und nach radikalisierte und der Hinrichtungswelle nach dem gescheiterten Putsch entkam, erzählen rund tausend Seiten persönlicher Notizen, die sein Großneffe 20 Jahre nach seinem Tod fand. Die Story ist spannend wie ein Krimi...
200 Rezepte pro Jahr und keine Ende: Martin Kintrup schreibt seit 20 Jahren Kochbücher für große Verlagshäuser, inzwischen sind es über 50 Bücher von Kochen für Faule bis Spice Kitchen oder Küche der Levante.
Unser absurder Alltag, sorgsam notiert von Lo Blickensdorf
Mon Dieu, Herr Graf!
Er illustrierte und layoutete Münsters legendäres Stadtmagazin City in den 70ern und frühen 80ern, gestaltete Plattencover für krautige Münsterbands, hing ab mit Steffi Stephan, Roxie Heart und Götz Alsmann, gestaltete schräge Werbung für Jovel, Kling Klang, Kalkmarkt. Und erhob das Ringel-T-Shirt zum Fetisch.
Nach seinem Umzug nach Berlin wollte Lo nicht länger „arm, aber sexy” sein und wechselte mit einem dreisten Trick in die mondäne Welt der Lebemänner, Flaneure und Vernissagensnobs. Er adelte sich von eigenen Gnaden zum Grafen Lo von Blickensdorf, druckte für sein letztes Kleingeld hochwohlgeborene Visitenkarten - und kam tatsächlich damit durch. Und schrieb das erfolgreiche, süffisant satirische Buch Werden Sie doch einfach Graf! über seine Erlebnisse in der dubiosen Halbwelt tortenfressender Blaublütler und neureicher Schwadroneure. Schnorren mit Niveau...
Weniger fake, mehr hintersinnig und wortwitzig sind Los
Cartoons. Schon zu City-Zeiten krakelte er das halbe
Heft voll mit Mini-Cartoons und fiesem Blödsinn. Überall da, wo
Platz war, neben Textspalten, in Layout-Lücken und dann seiner
eigenen Satire-Kolumne Ulk. Heute füllt Lo das halbe
Internet ab mit hunderten seiner kleinen lakonischen Cartoons,
inspiriert von den Absurditäten und Peinlichkeiten unseres
Alltags. Die besten Gags hat er jetzt in dem Büchlein
Cartoons... zum Wegschmeißen!
(Eulenspiegel Verlag 2023, 80 Seiten, 12 Euro)
versammelt. Man kann ja auch nach Weihnachten Bücher
verschenken...
-rl
Der Münsteraner Markus Gebauer fotografiert vom Tschernobyl-Rummelplatz bis zur verfluchten Villa in Portugal verwunschene Orte. Drei vollfarbige Fotobände Timeless sind bereits von Markus Gebauer erschienen, der auch als DJ MGness (Favela, Fusion, Docklands Festival, Monopark undundund) wohlbekannt ist.
Das mit Abstand abgefahrenste Thema des Science-Slam Münster hatte Historiker Sebastian Huncke auf Lager: Die Geschichte des Kokovorismus - oder wie Uropa die erste Hippie-WG erfand. Er untersuchte in seiner Examensarbeit die Kokosnuss-Religion des Aussteigers August Engelhardt von 1902 (!) - inkl. FKK und freier Liebe.
Immer bis an die Schmerzgrenze: Der Zeichner, Karikaturist und
Illustrator Frank Hoppmann aus Münster ist geliebt und
gefürchtet zugleich für seine boshaften, grotesk deformierten
und doch das Innerste enthüllenden Portraits. Popstars,
Politiker, Sportler, Philosophen, Insekten und selbst den Tod
strichelt er morbide, verstörend, schwarzhumorig für
Rolling Stone, Welt oder
Eulenspiegel. Ein bigotter, schmierig-eitler Honk:
Sein Donald-Trump-Portrait für die L.A. Times machte
ihn international berühmt. Und wir wundern uns auch nicht, dass
Hoppmann für seine Diplomarbeit 2002 das Thema
Spirituosenliebhaberei hat viele Gesichter wählte -
eine satirische Portraitserie über Volltrunkene.
Nun hat Frank Hoppmann seine besten Cartoons und Zeichnungen im
fetten, großformatigen Prachtband Hoppmann (Göttinger
Verlag der Kunst, 272 Seiten, 52 Euro) versammelt.
Grandios!
-rl
Und
über Ultimos Atelierbesuch beim Meister erfahrt ihr alles
hier...
Das Haus Frauenstraße 24 hat eine besondere Geschichte. Erbaut wurde es 1905, und 1943 blieb es wie durch ein Wunder von den Bomben verschont. Doch seine spezielle Story begann 1973 - vor 50 Jahren. Damals wurde das Haus mit der schönen Jugendstilfassade durch Besetzung vor dem Abriss gerettet. Die ganze Geschichte erzählen wir hier...
Neben den klassischen Themenpodcasts gibt es mittlerweile unzählige politische Podcasts, Sportcasts und sogar Porncasts... Wer hat eigentlich die Zeit, sich das alles anzuhören? Natürlich mischen auch Hosts aus Münster kräftig mit. Wir stellen mal ein paar vor!
Mafia - bei dem Wort denkt man an die üblichen Klischees aus Hollywood. Daran, dass die Mafia längst bei uns heimisch ist, wird man nur durch Paukenschläge erinnert, wie die Verhaftung des vermutlichen 'Ndrangheta-Oberpaten Francesco A. in Münster. Die Ermittlungen führten zu über 123 Beschuldigten, 41 Verhaftungen sowie der Enttarnung des Mafia-Geheimrates „Crimine di Germania“ in Münster.