AMERIKA

Röcke im Westen

Die Rolle der Frau bei der "Eroberung" des Westens Westwärts mit gerafften Röcken erzählt die faszinierende Geschichte der Frauen bei der Weißenbesiedlung des Kontinents. Frauen mussten lernen, bei Wind und Wetter zu kochen, ein Gespann zu fahren oder Holz zu sägen (bei vielen dieser Tätigkeiten war der lange Rock nicht nur hinderlich sondern sogar lebensgefährlich). Sie gründeten Schulen, Gesellschaftsvereine, machten sich selbständig als Pensionswirtinnen oder Bäckerinnen, um ihre Männer auch finanziell zu unterstützen. Es gab "Cowgirls", Goldgräberinnen und Bordellköniginnen. Es gab aber auch die ganz normale Pionierin, die auf dem Weg zum Garten erstmal drei Schlangen erschlagen musste. Ob Zufall oder nicht: Die derart auf Frauenarbeit angewiesenen Staaten waren die ersten, die im 19. Jahrhundert das Frauenwahlrecht einführten.

Linda Peavy und Ursula Smith haben mit ihrem Buch nicht nur eine üppig illustrierte neue Facette der Eroberung Amerikas durch die Weißen hinzugefügt, der Band präsentiert auch ein eher unbekanntes Kapitel der westlichen Frauenbewegung. Die Ur-Bevölkerung übrigens, die viele Jahrhunderte vorher eingewanderten Indianer, stellten für Frauen und weiße Siedler die geringste Gefahr dar. Das meist friedliche Zusammenleben aller Hautfarben endete immer erst dann, wenn puritanische Fundamentalisten ins Land kamen und "Gottes Ehre" durch wilde Ehe oder das Zusammenleben verschiedener Ethnien in Gefahr sahen. Ein eigenes kleines Kapitel widmet das Buch dabei der am meisten geschundenen Gruppe: Den Chinesen. Chinesische Frauen konnten in der großen Mehrzahl nur als Prostituierte arbeiten. Westwärts mit gerafften Röcken - Pionierinnen in Nordamerika 1773 bis 1900 Aus dem Englischen von Dörte Fuchs und Jutta Orth. Gerstenberg, Hildesheim 2012, 240 S., mit Glossar und zahlr. Sw-Abb., 24,95