Western

Sand drauf!

Das Euro-Western-Taschen-Buch

Wie das schon hesst: Um sie weht der Hauch des Todes - Der Italowestern - die Geschichte eines Genres - wenn's das denn wäre! Tatsächlich haben die Herausgeber - der "Studienkreis Film" in Bochum - einen ziemlich alten Aufsatz von Hans C. Blumenberg ausgegraben, der schon, weil er von 1969 ist, heute irgendwie knapp neben dem Thema liegt. Denn wenn es auch von historischem Interesse sein mag, was einer wie Blumenberg 1969 Positives zum Genre zu sagen hatte, so ist die Geschichte des Euro-Western bis 1969 so ziemlich der langweiligste Teil. Wie ein reines Kommerz-Genre (billige Kulissen, billige Drehbücher, billige Helden) in den 60ern kurzfristig den Markt durcheinanderwirbelte, ist ja nur die halbe Geschichte. Die andere Hälfte spielt in Amerika, und ihre Protagonisten heißen Walter Hill, Sam Peckinpah, Clint Eastwood, Don Siegel. Die haben dem Genre nämlich die Manirismen ausgetrieben (Zoom, endlose Reißschwenks und schauderhafte Musik) und es dafür mit Melancholie aufgeladen. Weshalb es zwar lustig sein mag, die Eßgewohnheiten in den Bud Spencer/Terence Hill-Filmen zu untersuchen (wie Ultimo-Autor Nikolaj Nikitin es hier tut) oder zum tausendsten Mal Georg Seeßlen dabei zu erleben, wie er sich totquasselt ("Carlo Lizziani, das ist ein Regisseur der Anliegen"), dem Genre und seiner Bedeutung kommt man wahrscheinlich näher, wenn man den Bogen zu Unforgiven oder meinetwegen nur The Wild Bunch schlägt; Amerika hat darin sowohl die revolutionäre Haltung als auch die bilderstürmende Ästhetik der jungen europäischen Wilden von damals zuende gedacht. Über den Teil davor läßt sich so viel nicht sagen. Er war spontan, wild, zynisch und auf lange Sicht gesehen künstlerisch vollkommen unbedeutend; abgesehen von Leones letztem "Dollar"-Western. Als Aufsatzsammlung zu einem in der Filmjournalistik inzwischen zurecht vernachlässigtem Genre ist das ordentlich; vor allem der Preis. "Die Geschichte eines Genres" ist es sicherlich nicht. Und so sehr wir uns an dem umfangreichen Register erfreuen, so sehr ärgern wir uns über die fehlenden Angaben zu den Szenenfotos.
Thomas Friedrich
Um sie weht der Hauch des Todes - Der Italowestern - die Geschichte eines Genres Schnitt Verlag, Bochum 1998, 111 S., mit zahlr. sw-Abb., 14,90 DM