Kurioses Wenn Erbsen in der Lunge wachsen Ripley's - ein Lexikon voller schockierender Geschichten In Krisenzeiten wünschen sich Menschen Unterhaltung. Etwas, das sie von den schrecklichen Nachrichten ablenkt. Und weil ja eigentlich immer irgendwie "Krise" ist, hält sich eine ganz besondere Kuriositätensammlung seit fast 100 Jahren auf dem Markt: Ripley's Believe it or not (deutsch: Ripley's Einfach unglaublich). 1918 von Robert Ripley ins Leben gerufen, kümmert sich die Franchise-Marke um die Verbreitung der verrücktesten, unglaublichsten und gleichzeitig unterhaltsamsten Meldungen, die unsere Erde hergibt. Neben den regelmäßig erscheinenden Lexika hat es im Laufe der Jahrzehnte Fernsehsendungen, Radioshows, Seiten im Internet und vor allem: eigene Museen - Odditorien genannt - gegeben, die vollgestopft sind mit den unfassbarsten Ausstellungsstücken wie beispielsweise dem mumifizierten Kopf des deutschen Massenmörders Peter Kürten. Den Erfolg hat sich Ripley's über alle Krisen hinweg erhalten. Nicht schlecht. Auch der aktuellste Band der Reihe (mit Schockgarantie!) geizt nicht mit kurzweiligen und partyrettenden Geschichten. Auf 254 Seiten reiht sich eine Kuriosität an die nächste. Wie die Geschichte von Blake Robinson, der in den Innereien einer Seeforelle einen menschlichen Daumen gefunden hat. Oder die Geschichte von Chris Trueman, der aus 200.000 toten Ameisen ein Bild seines kleinen Bruders erstellt hat. Oder diese Geschichte: "Bei einem Zusammenstoß auf dem Eis schnitt die Schlittschuhkufe eines Mitspielers Clint Malarchuk, Torhüter der Eishockeymannschaft Buffalo Sabres, die Halsschlagader auf. Der Unfall ereignete sich 1989 gegen die St. Louis Blues. Der Unfall war so furchterregend, dass elf Fans in Ohnmacht fielen und zwei Zuschauer einen Herzinfarkt erlitten. Gleich drei Mitspieler erbrachen sich auf die Spielfläche. Malarchuks Wunde musste mit 300 Stichen genäht werden, aber nur zehn Tage später stand er schon wieder auf dem Eis!". Zum Beweis gibt es das Unfallbild dazu. Überhaupt wimmelt es in dem Band von Bildern, die mal nett anzuschauen sind, einem dann aber auch wieder bewusst machen, wie leicht man zu schocken ist, wenn man es nicht erwartet. Man könnte diese Aufzählung endlos fortsetzen. Die kurzen Einträge sind schnell gelesen und bei jedem Leser setzen sich andere Geschichten im Kopf fest. In weiteren Kapiteln widmen sich die Macher Kuriosem aus der Tierwelt, u.a. einer Riesenpython, die versucht, ein Bergkänguru aufzufressen (mit Bild!), allerlei Bemerkenswertem aus der Geschichte der Olympischen Spiele, Motorrädern aus Krokodil, Katern, die in Altersheimen den Tod voraussagen, indem sie sich einfach auf das Bett des nächsten Bangenden setzen usw. Die Fülle an kleinen Geschichten ist nicht zu toppen. Doch so fantastisch einige von ihnen auch klingen mögen, die Macher versichern, dass sie alle wahr sind und jede von Lesern eingesandte Kuriosität genauestens geprüft wird. Und trotzdem spekuliert man beim Lesen munter herum. Ripley's Einfach unglaublich ist eine kurzweilige Lektüre, die mit dem Reiz des Unglaublichen spielt. Einige Geschichten lesen sich weniger aufregend, andere dafür umso mehr. An Bildmaterial wird nicht gespart, es ist ein buntes Gruselkabinett und mitunter eine Freakshow der gehobeneren Sorte. Eine tolle Ablenkungslektüre. Und wer bei dem Gedanken, dass eine versehentlich durch die Luftröhre in die Lunge geratene Erbse dort zu keimen beginnt und wächst, kein leichtes Zwicken beim Einatmen spürt, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen. Einfach unglaublich! Sacha Brohm (teilweise geschockt)
Ripley's... Einfach unglaublich! Mit Schockgarantie Hoffmann und Campe, Hamburg 2012, 254 S., 30 x 23,6 x 2,6 cm ,19,99
|