TRÄUME

Fiktive Wahrheit

Felicitas Hoppe schreibt sich ein Leben zurecht

Felicitas Hoppe, *22.12.1960 in Hameln, ist eine deutsche Schriftstellerin." So steht es bei Wikipedia, und so steht es auch als "Kapitel Null" am Anfang von Hoppe. Eine Traumbiographie soll es sein, keine richtige Autobiographie, sondern eine Geschichte, wie sie hätte sein können. Oder vielleicht doch war? Felicitas Hoppe erzählt das Leben einer Schriftstellerin, die ihr ganzes Leben lang auf Reisen ist. Von Hameln nach Kanada, nach Australien, nach New York, dazwischen wochenlange Reisen auf Schiffen, nie kommt diese "Hoppe" irgendwo an, nie kann sie irgendwo glücklich werden. Erzählt wird die fiktive Geschichte der Autorin Felicitas Hoppe. Von ihr selbst verfasst.

Und das macht die "reale" Autorin Felicitas Hoppe auf einem Niveau, das den Leser immer wieder innehalten lässt. Kunstvoll verwebt sie die Geschichte des Mädchens Hoppe mit Zitaten aus ihren tatsächlichen Werken, wie dem 1996 erschienenen Erzählband Picknick der Friseure. Sie zitiert Kritikerstimmen und Stellen aus literaturwissenschaftlichen Arbeiten, erforscht die Motive, die in ihrem Schreiben immer wieder auftauchen, kommentiert das, was die fiktive Hoppe macht, mit dem Wissen, das die "reale" Hoppe hat und läßt Zeitzeugen zu Wort kommen, die im Leben der fiktiven Hoppe eine Rolle gespielt haben. Heraus kommt eine Autobiographie, die, wie schon erwähnt, eine Traumbiographie sein soll. Eine Biographie, wie man sie sich wünscht. Hoppe ist, bei allem ironischen Unterton, eine Feier für sich selbst. Zwischenzeitlich nervt es dann auch ein wenig, das Spiel mit den unterschiedlichen Hoppes. Manchmal verliert der Leser den Überblick darüber, wer gerade zitiert wird, welches Werk durchleuchtet wird. Und vor allem sind die eigenen Kommentare auf das zarte Geflecht, das Felicitas Hoppe erschaffen hat, überflüssig. Da wird dann viel zu oft erwähnt, dass die fiktive Hoppe zu viel Phantasie besäße, dass "die Realität als Kategorie förmlich auszulöschen" sei und wie wenig sie Unterschiede zwischen "Sein, Schein und Bedeutung" macht. Trotzdem bleibt Hoppe ein wahnwitziger und unterhaltsamer Versuch, sich seine eigene Biographie zu schreiben. Eine Traumbiographie.

Sacha Brohm
Felicitas Hoppe: Hoppe. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2012, 330 S., 19,99