FILME
Blut und Bögen
Das erste Buch über den neuseeländischen Superman Peter Jackson
Erstaunlich: erst 9 Filme hat der kleine dicke Mann von down under gemacht, aber schon 11 Oscars eingefahren. Ursula Vossen versammelt in Von Neuseeland bis Mittelerde 13 Aufsätze von 6 Autoren, die zwischen fanischer Bewunderung und filmwissenschaftlicher Schwafelei schwanken. Vor allem aber erzählen sie eine spannende Geschichte: von dem filmverrückten Mitteklasse-Kind, das schon in der Schule Super-8-Filme dreht und kaum einen fertig kriegt, weil schon die nächste Idee drängt. Als Twen wohnt er noch immer bei den Eltern, dreht inzwischen auf 16 Millimeter, schneidet am heimischen Küchentisch wüst metzelnde Dramen des Erwachsenwerdens und gab in 4 Jahren 17.000 Dollar für 60 Minuten Wochenend-Film aus, bis die Filmförderung des Mini-Staates (4 Mio Einwohner) auf ihn aufmerksam wurde. Bad Taste, ein "Aliens-fressen-Menschen"-Splatter kam bis nach Cannes und wurde Kult.
Kaum verdiente Bad Taste 1987 Geld, gab Jackson alles für Meet the Feebles (1990) aus, eine Aids-Porno-Version der Muppet Show - und noch bevor das Ding einschlug, drehte er Braindead (1991), den finalen Splatter. Wie es von da schon rein produktionsgeschichtlich zum Mädchen-Drama Heavenly Creatures (mit der jungen Kate Winslet) kommen konnte, der in Cannes den Silbernen Löwen kriegte, bleibt unerklärt. Oder wie deutsches Geld da hinein kam. Oder amerikanisches in den nächsten The Freighteners (1996). Immerhin wird die untergangene Pseudo-Doku Forgotten Silver erwähnt (1995), in der Jackson einen neuseeländischen Pionier der Lichtspielkunst erfindet. Davon lesen wir gern.
Über die Herr der Ringe-Filme selbst enthält das Buch nichts Wesentliches außer Begeisterung. Es folgt ein Interview auf Knien mit dem Meister und ein kurzer Ausblick auf sein King Kong-Projekt. Aber kein einziger Gedanke darüber, wie Frechheit zu Mainstream wurde, Trash zu Kunst und Anspruch zu Erfolg.
WING
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