ÖRTER-BUCH
Witzleben II Auch die Taschenausgabe dieses Reiseführers zu virtuellen Wörtlichkeiten sei gelobt Es ist immer noch völliger Blödsinn. Aber weder Douglas Adams (der mit dem galaktischen Hitchhiker), noch John Lloyd (der von den Spitting Image-Puppen), noch Sven Böttcher (der mit den scherzkeksigen Krimis) hat seither Besseres gemacht. Außerdem kann man "Der tiefere Sinn des Labenz" nicht verfilmen, dieses Buch, das uns allen Unernstes erklärt, Ortsnamen hätten eine Bedeutung. Oder könnten jedenfalls gut als Wörter taugen für Bedeutungen, die bisher unaussprechlich waren. Sowohl im Englischen (das Original steht auf 100 Seiten im Anhang), als auch auf Deutsch (der Übersetzer erfand authorisiert den Hauptteil landestypisch davor). Von *aachen (="seinen Namen ändern, um eher an die Reihe zu kommen") bis *zyfflich (ein Adjektiv, das Zimmer bezeichnet, die wahl- und geschmacklos mit Möbeln unterschiedlicher Stilrichtungen vollgestellt wurden). Oder im Original ("The deeper Meaning of Liff"): *hull (so riechen Wochenendhäuser am Tag der Ankunft), *Louth (einer von den Typen, die der Kellner beim Vornamen kennt und die überall vor dir bedient werden) oder *wike (ein Pflaster so schnell von der Haut reißen, wie es uns immer empfohlen worden ist, um den Schmerz gering zu halten - und dabei zu entdecken, daß man uns belogen hat). Das ist witzig, ist es nicht? Die beiden Orte "Wolfgang" (mit einer Tankstelle, in der Nähe von Frankfurt, bzw. das Gefühl, einen Buchtip schon mal gelesen zu haben) und "Ueding" (zwei Guts-Höfe bei Drensteinfurt, bzw. der Geisteszustand kurz vor Redaktionsschluß - und ohne Aufmacher-Thema) fehlen aber immer noch. Dafür gibt's für die anderen Örter eine Karte. Wer da überall hinkäme, wüßte zu sagen, wie es in der Welt wirklich zugeht. WING
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Douglas Adams/John Lloyd/Sven Böttcher: Der tiefere Sinn des Labenz. Das Wörterbuch der bisher unbenannten Gegenstände und Gefühle. München: Heyne 1996, 312 S. |