ALTMEISTER
Science & Fiction Zwei postmortale Kollektionen von Isaac Asimov Der Mann ist eine echte Plage, schon drei Jahre tot und gibt immer noch keine Ruhe. Und schreibt immer noch so simpel wie zu Lebzeiten. Und so breitbandig; was man an zwei postumen Sammlungen jetzt sehen kann: eine mit 16 Kurzgeschichten und 36 Short-Essays über Science Fiction und wie man sie schreibt (Gold bei Bastei) - eine (Kosmos und Materie bei Knaur) mit einigen Dutzend seiner Wissenschaftskolumnen aus der L.A.Times, die seine Frau Janet (als SF-Autorin heißt sie Janet Jeppson) nach Isaacs Tod zusammengestellt und ergänzt hat. Die Stories sind dabei der schwächste Teil, und wenn im Titel-Stück ein moderner Multi-Media-Regisseur nur leicht verkleidet Asimovs eigenes experimentellstes Werk ("Lunatico" mit formlosen Extraterrestrieren in drei Geschlechtern - und dem 7. Kapitel am Anfang) so erfolgreich verfilmt, daß sogar der Autor noch was lernt - ja dann sieht man den alten Isaac in allem: von sich selbst sehr angetan, immer humorvoll, nie absichtlich arrogant, neugierig bis zum Schluß - und etwa seit den 50ern ohne jede Vision. Und auch mit schwindendem Weltkontakt. Könnte er sonst in den netten Essays (Herausgeber-Kolumnen aus Science Fiction Magazinen, leider unchronologisch sortiert) nachvollziehbar stolz darauf sein, in seinen frühen SF-Romanen drei Wörter erfunden zu haben, die es bis ins Oxford Dictionary des Englischen schafften ("positronisch", "Robotik", und "Psychohistorik") - aber nicht bemerken, daß die "Psychohistorik", die Voraussage des tendenziellen Verhaltens großer Menschenmengen, inzwischen sogar unter genau diesem Titel betrieben wird (vom Psychologen Lloyd DeMause)? Die Wissenschafts-Kolumnen sind auch einfach, aber einfach nur gut. Schwarze Löcher für 1 Dollar pro Tag. Nichts richtig aufregendes, aber auch nichts völlig überholtes. Auch erwähnt er Stephen Hawking nur auf einer von 427 Seiten, was in der nach Asimovs Tod einsetzenden Hawking-Mania geradezu wohltuend ist. Dafür erzählt er umgekehrt über fast alle Teile der Welt was, vom Nildelta bis zum Teilchen-Zoo, vom Urknall bis zur Ameisenkunde. Ein Buch, mit dem man sich vortrefflich Party-Bildung zuführen kann, und nachdem man sofort jede Lust verliert, es snobistisch zu als Quelle verschweigen. Schon deshalb sollte es jeder lesen, der sich in der Öffentlichkeit naturwissenschaftlich äußern möchte. WING
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Isaac Asimov: Gold Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1995 (24206) 426 S., 12.90 DM Isaac & Janet Asimov: Kosmos und Materie Knaur, München 1995 (77125) 427 S., 16.90 DM |