Lesetips

Fermat, Format und Flottenbrot

3 mal SF, 1,5 mal Science

Dumm gelaufen oder: Manchmal überholt die Wirklichkeit die Science Fiction an Stellen, wo die's am wenigsten erwartet hätte. "Wir könnten die ganze Galaxis in eine Rechenmaschine verwandeln", sagt eine der Figuren in Greg Egans Diaspora, "doch selbst dann bezweifle ich, daß wir Fermats letztes Theorem vor dem Ende des Universums bewiesen hätten." Diaspora erschien 1997, im gleichen Jahr hatte der englische Mathematiker Andrew Wiles Fermats Satz endgütlig und eindeutig bewiesen. Dass in der jetzt erschienenen deutschen Egan-(Erst-)Ausgabe darauf nicht hingewiesen wird, ist entweder Schlamperei - oder doch eher ein Zeichen der prinzipiell fulminanten Unbildung der SF-Fans, die zwar genau wissen, wann die nächste Weltraumfähre startet oder was WARP 10 ist, an der aktuellen Entwicklung in Mathematik und Naturwissenschaft aber kaum teilnehmen. Wenigstens da fordert der dröge und schwer lesbare Roman von Greg Egan einiges: er hat sich mal wieder eine eigene Physik ausgedacht, dazu eine sich selbst ordnende virtuelle Welt, die er nicht müde wird zu beschreiben. Es gibt auch eine Geschichte, aber die hat Egan wenig interessiert. Seine Manie, SF als Ideen-Literatur zu betrachten, hat er hier entschieden zu weit getrieben.

Das Buch, nebenbei, das die Geschichte des oben angesprochenen mathematischen Rätsels erzählt, Simon Singhs spannender Bericht Fermats letzer Satz, ist jetzt für 19,50 DM als Taschenbuch bei dtv erschienen.

Die Jugendromane von Robert Heinlein sind nur noch von historischem Interesse. Wie der damals schon militärisch schwer zackige SF-Autor sich einen guten Menschen vorstellt, so als Mischung aus Albert Schweitzer, Ollie North und Oliver Bierhoff, hat er in einigen heute schwer erträglichen Geschichten festgehalten. Die bekannteste ist Weltraumkadetten, und wenn man's mit Distanz liest, versteht man viel von dem, was der altersmilde Heinlein später dann fast richtig sah.

-aco-

Greg Egan: Diaspora. Heyne, München 2000, 352 S. / Simon Singh: Fermats letzter Satz. dtv, München 2000, 368 S., 9,90 / Robert A. Heinlein: Weltraumkadetten. Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe 2000