EIFELEI

Über Par

Jaques Berndorf verhaut knapp einen Golf-Krimi

Michael Preute ist eine Pfeife: erstens ohnehin weil er sich neulich als die Nase hinter dem Namen Jaques Berndorf outete, während wir eisern dicht hielten - zweitens sowieso weil er in seinen bisher sicher halbdutzend Eifel-Regional-Krimis unentwegt teure Pfeifen stopft, und manchmal mit Plumcake, man denke - aber erst echt weil er sein neues Buch ausgerechnet mit John le Carré bemottot ("Wissen Sie was die Leute in Kolumbien sagen? Du hast die Wahl. Entweder machen wir dich reich, oder wir machen dich tot) ... Nun warfen wir aber gerade diesem Über-Vater chancenlos nachzuhecheln Berndorf vor Jahren mal vor, und er schrieb uns unter Klarnamen, wir hätten sie ja wohl nicht alle, könnten aber gern mal auf einen Kaffee kommen. Taten wir nie, lasen aber immer mal bei ihm rein (er hatte auch ein, wie sich herausstellte, relativ wahr-nahes Barschel-Theorie-Buch).
Aber inzwischen ist Preute, wohnhaft in Berndorf/Eifel, mit seinem "Gräßliche Verbrechen in meiner Umgebung-Tick" nach Höhenflügen über Bastei und Goldmann gar wieder in dem Lokal-Krimi-Verlag angekommen, in dem er angefangen hat.
Fern jedoch liege uns da Häme, loben wir den Runtergeholten lieber: Sein neuestes Buch, Eifel-Filz, enthält viel schöne Naturschilderungen (Nebel, Katzen und Sonnenflecken vor allem), allerlei genialisch gekleckste Ureinwohner-Porträts (der flippige Finanz-Wicht in der Sauna, die Golf-Club-Großmutter, das Masseusen-Pack) und viel weniger Pfeifen als sonst. Auch nicht übel die gelegentlichen Tips fürs echte Leben (z.B. für windige Baufinanzierungen, worauf zwei Tote im Buch beruhen) - richtig schlecht sind nur einige Unterforderungen des Publikums (nicht mal Eifelanern wird es neu sein, daß Erlebnisbäder in der Regel üble Pleite-Projekte sind).
Abgesehen von der Schreibe, die man vielleicht lieber verfernsehfilmen als drucken sollte (Nachtrag 2000: inzwischen geschieht es - und Preute darf auch eien True Crime Serie im REgionalfernsehen moderieren), ist Eifel-Filz, wie vorher Eifel-Gold und Eifel-Blues, genau die Sorte Fire and Forget-, also Lies und Verleih-Krimi, die das Genre am Tippeln halten. Nicht überraschend, nicht enttäuschend, nicht wegzudenken aber irgendwie auch unerinnerbar. Und voll von diesen dummen Ausrutschern (Golf-Bälle sind doch gar nicht aus Filz, Herr Titel-Lektor / Eric Clapton unplugged und Rod Stewart unplugged passen unmöglich in denselben Cassetti, Herr Autor / Frauen sind leider nicht so patent, Herr Held, nichtmal arbeitslose Soziologinnen), die uns am Ende mit den Leuten, nicht nur in der Eifel sagen lassen: Säufst's, stirbst, säufst's nicht, stirbst auch. Prost.
WING
Jaques Berndorf: Eifel-Filz grafit Verlag, Dortmund 1995, 248 S., 16.80 DM ISBN: 3894250488