PFEIFE

Eifel-Kriminalität

Jacques Berndorf bringt einen Penner um

Wenn wir einmal davon absehen, daß der Held alle paar Seiten eine neue Pfeife aus der Tasche zieht, was schon an der Logistik scheitern dürfte (und daß ein Geschmäckler Plumcake raucht, muß er irgendwo abgeschrieben haben), wenn wir ausser Betracht lassen, daß alle Nase lang irgend ein kommentierender Titel unter voller Interpretennennung aus Radio oder Plattenspieler kommt (von first we take manhattan bis what a wonderful world), wenn wir mithin einrechnen, daß hier einer, der sonst für Hamburger Wochenblätter Journaille macht, in seinem ersten Roman seinen Stil noch etwas wetzen muß ... dann geht sein Requiem ganz gut ab.
Ein toter Penner liegt in der Bonner Bannmeile, ist aber gar kein Penner, dafür stirbt der ermittelnde Beamte, was aber die Bundesanwaltschaft nicht weiter verfolgt, während jemand anders den Journalisten verfolgt, der im Ich-Stil immerzu zufällig über die Leichen stolpert, und in eine Kuschelbeziehung zu einer Kollegin gerät, die die beiden bis vor die Garageneinfahrt der Urlaubsvilla des Bundesnachrichtendienstes auf Ibizza bringt - und natürlich in Lebensgefahr. Bis am Ende die Gegner tot und die Recherchen rund sind. Aber natürlich darf er nichts veröffentlichen, wesewegen er wohl zynisch werden wird, ganz wie sein Autor es mit ihm erstmals versucht.
Wenn derlei in Oklahoma spielte, wäre es uninteressant, aber in der Eifel? Da macht es nichts, daß die Psychologie nicht stimmt, daß die Konstruktion unökonomisch ist ... wenn wir doch ein wahrscheinlich nur halb-erfundenes Bild aus den Niederungen der bundesdeutschen Nachrichtendienste kriegen, in das eine freischaffende Killertruppe im Auftrag der Bürokratie und direkt unter der Nase der Penner in Bonn gut und spannend passt. Für den Anfang.
WING
Jacques Berndorf: Requiem für einen Henker Bergisch-Gladbach: Bastei-Lübbe 1990 (13251), 267 S., 7,80 DM