ZOMBIES

Lizzy im Bann der lebenden Toten

Steve Hockensmith strickt weiter am vorviktorianischen Schrecken

Sie kommen immer wieder. Ja, die Untoten der Populärkultur kriechen gerade dann in Scharen neu aus ihren Gräbern, wenn sie nach Strich und Faden ausgebeutet und mal als schlechtes Kapitalismusgewissen, mal als Anpassungspopanz ausgedeutet wurden. Nach der letzten Welle von Parodie und Philosophie kommen die für kulturindustriell tot Erklärten nun in der Vergangenheit wieder zu sich und zu uns. Und als Pastiche, wie Literaturwissenschaftler wohl sagen würden.

Seth Grahame Smith startete die Romanreih mit einer Beinahe-Nacherzählung des berühmten Jane Austen-Roman, ergänzt eben um Zombies, die dem unverheirateten Fräulein Elizabeth bei ihrer Emanzipation zur alleinumherziehenden Heldin viel zu tun geben. Der Bildungsspaß war sehr erfolgreich, wurde zum Comic und zum Film, und zog weitere Romanfortsetzungen nach sich.

Die erste schrieb nun Steve Hockensmith mit doppelt witziger Wendung: Erstens als Prequel, das davon handelt, wie Elizabeth im ausgehenden 18. Jahrhundert auf dem englischen Landsitz der Familie Selbstbestimmtheit und Martial Arts lernt. Und zweitens offensichtlich als Fortsetzung einer noch unerzählten Geschichte über ihren Vater als ganz frühen Anti-Zombie-Kämpfer und das ewige Rätsel, warum es überhaupt Untote gibt und warum sie am liebsten Köpfe fressen.

Hockensmith schafft es so, auch den Nicht-Austen-Leser jenseits der Wiedererkennbarkeit zu unterhalten. Er muss sich nicht mit dem Schatten eines Nationalromans herumschlagen und hat wegen der schon ausgebrochenen aber noch nicht flächendeckenden Zombie-Plage auch genug Platz für eher harmlose Teenager-Probleme und allerlei Anzüglichkeiten unter Rüschen und Volants. Wer rüttelt da etwa nächtlings wie besessen an der Schlafzimmertür des Vaters? Ein Monster? Nein, die Mutter, die bei Tageslicht jede Anwandlung von Begehren unschicklich fände.

Inzwischen hat Hockensmith auch den dritten Band der Austen-goes-Undead-Trilogie geschrieben. Der spielt, Chapeau, nach dem ersten, und gibt der dann endlich doch verheirateten Elizabeth eine Rolle, die im gleich danach einsetzenden viktorianischen Zeitalter wohl nicht möglich gewesen wäre: Eigenhändig ihren Mann vor dem Versinken im Grab zu retten.

Wing
Steve Hockensmith: Stolz und Vorurteil und Zombies: Aufstieg der lebenden Toten. Mit Illustrationen von Patrick Arrasmith. Aus dem Englischen von Susanne Picard. Panini Verlag, Stuttgart 2010, 315 S., 12,95