MATHEMATIK Bilder und Binome Günter M. Ziegler turnt mit seltsamen Fotos durch die Zahlenwelt So ein Mathematikbuch hat es noch nicht gegeben. Es enthält archäologische Exkurse über die ersten Zahlenaufzeichnungen der Welt (das waren, vor 20.000 Jahren, schon Primzahlen), hochkomplexe Überlegungen zur Gruppentheorie, die nichts mit Menschen, sondern nur mit abstrakter Algebra zu tun hat, aber auch die höchst menschelnde Geschichte des "Mädchens mit den Taschenrechnern", das Ende des letzten Jahrhunderts beinahe einen Bildungsminister gestürzt hätte. Der Geometrieprofessor Günter M. Ziegler nimmt 24 ganz normale Bilder, mal ein Porträt, mal ein Gemälde, mal eine Randnotiz in einem Buch, und führt von da aus zu den absonderlichsten Bereichen der Mathematik. Natürlich kommt das Apfelmännchen vor, aber eben auch der wenig beachtete Beitrag Bonner Mathematiker zum Apple-Boom. Oder der vergessene Erfinder des Gleichheitszeichens, oder ein Plakat mit statistischen Kurven, das bei Anti-Putin-Demonstrationen Wahlfälschungen bewies. Der Mix macht den Reiz. Komplizierte Formeln und schöne Seifenblasen, echte Knochen und falsche Fotos einer weithin unbekannten Mathematikerin. Ziegler hat zu allem was zu erzählen und holt noch aus dem "Ertragswinkel" der Werbung der Deutschen Bank sowohl mathematisch Interessantes heraus, als auch hübsche Anekdoten. Damals wurde die Werbeagentur mit dem unhaltbaren Winkel gefeuert. Und das Putin-Plakat enthielt einen Fehler. Der Ziegler dann gleich zu interessanten Überlegungen darüber führt, wie man Wahlfälschungen überhaupt erkennen kann. Wing
Günter M. Ziegler: Mathematik - Das ist doch keine Kunst! München. Albrecht Knaus 2013, 312 S., 24,99
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