MATHEMATIK

Zahlen bitte

Zwei Führer zum kalkulierenden Vergnügen

Den Umgang mit Zahlen und Formeln haben die meisten schon kurz nach der Schulzeit aufgegeben, ein normaler Alltag lässt sich ohne Wurzelziehen bewältigen und mit den Wundern des Zinseszinses kommt nur in Berührung, wer auf der falschen Tilgung zum Kredit sitzt. Trotzdem kann man mit Mathematik viel nützlichen Spaß haben, findet Holger Dambeck, Wissenschaftsredakteur bei Spiegel online. In Nullen machen Einsen groß versammelt er schnurrige Rechentricks aus grauer Vorzeit ohne Computer oder Abakus, und höchst praktische Vorschläge zum gerechten 10teln einer Pizza oder alle 89 Wege, eine Krawatte zu binden. Beides sind Vorwände, um uns sozusagen meuchlings in eine Mathematik zu locken, in der Zahlen und Rechnen kaum noch eine Rolle spielen, sondern das abstrakte Denken Gefallen an sich selbst findet.

Andersherum geht Rudolf Taschner vor in Die Zahl die aus der Kälte kam. Praktische Verwendbarkeit kommt nur am Rande vor, das Trickreiche verblüfft nicht beim vorjonglierenden Kopfrechnen. Vielmehr erzählt er historische Episoden, die auf verschlungenen Wegen zu Zahlen führen. Wie etwa die alten Ägypter Astronomie betrieben, und warum der Nil-Kalender geheim war, mit dem die Mächtigen die Hochwasserzeiten berechnen konnten. Meist hat eine Story Kontaktstellen zu vielen verschiedenen, nicht nur mathematischen Themen, und selbst es wenn es scheinbar nur um eine Zahl geht, lauert eine Seite weiter schon die Grundlagenkrise.

Ist Mathematik ein sinnfreies Spiel in formalen Welten? Ist Pi unendlich, weil es eben unendlich viele Nachkommastellen wirklich gibt? Oder nur, weil es zu jeder gefundenen noch immer eine weitere gibt? Solche Fragen interessieren Taschner am Ende mehr als die Rechnung hinter der RSA-Verschlüsselung für Emails.

Wing

Holger Dambeck: Nullen machen Einsen groß. Mathe-Tricks für alle Lebenslagen. Köln, Kiepenheuer & Witsch 2013. 282 S., 8,99 / Rudolf Taschner: Die Zahl die aus der Kälte kam. Wenn Mathematik zum Abenteuer wird. München, Hanser 2013, 243 S., 19,90