NEO-WESTERN Draußen vor der Tür Annie Proulx über Wyoming damals und heute Hier Draußen ist der Westen noch weit und ein Mann kann sich in den eigenen Stiefeln verlaufen. Oder im Internet gegen die hochgelobte Ostküsten-Zugereiste Annie Proulx wettern, sie seien hier doch nicht alle debil. Beide Sorten Westerner kommen in Proulx' mittlerweile drittem Band mit "Geschichten aus Wyoming" wieder vor: Die knorrigen Cowboys, die sich an Land und Vieh aufreiben und auch nicht viele Worte machen, wenn mal ein ledriger Vorarbeiter den Jungspund zureitet. Und moderne Lastwagenfahrer oder Gasbohrer, die noch den wiegenden Gang von ihren Ahnen haben, aber das Land nicht mehr verstehen. Auch der Märchenton der ersten Bände ist wieder da, wenn etwa der Teufel "Schöner Wohnen"-Ideen für die Hölle ausprobiert, oder Hacker vom Rost beurlaubt, damit sie ihm dabei helfen, mit Emails Schabernack zu treiben. Oder wenn ein menschenfressender Beifussbusch aus Farmerstagen bis ins Highway-Zeitalter wächst. Annie Proulx begann erst mit über 50 zu schreiben und zog nach ihrem Romanerfolg Schiffsmeldungen vom kultivierten Vermont in den menschenleersten Staat Amerikas und wurde mit über 60 mit ihrer Geschichte Brokeback Mountain als neue Stimme des Westens berühmt. Proulx liebt das Land und die Leute, auch wenn Wyoming die Nestbeschmutzerin gar nicht so gerne hat. Annie nimmt einfach ihr Gewehr, tritt vor ihr selbstgebautes Haus und schreibt weiter. Über Pferde und Kühe und Weite und Enge. Wing
Annie Proulx: Hier hat's mir schon immer gefallen Aus dem Amerikanischen von Melanie Walz. Luchterhand, München 2009, 254 S., 17,95
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