Happenings Kühle Kunst Kevin Wilsons Debütroman über eine verrückte Familie Familie Fang ist berühmt. Vater Caleb, Mutter Camille, Tochter Annie und Sohn Buster sind in der Kunstwelt angesehene Veranstalter verrückter Happenings, in denen die Eltern ihre Kinder auf immer neue Weise dazu auffordern, auf das zu reagieren, was sie in Gang setzen. Das fordert viel Improvisationskraft von den Kindern, die in der Szene als "Kind A" und "Kind B" bekannt sind. Die Kinder leiden unter ihren Einsätzen als "Kunstwerk". Kein Wunder, dass sie später orientierungslos durchs Leben ziehen. Annie wird Schauspielerin, Buster schreibt Romane und hält sich mit Schreibjobs bei Magazinen wie "Potent" über Wasser. Spaß macht das nicht, aber zurück zu den Eltern wollen sie auch nicht. Ihnen bleibt allerdings nichts anderes übrig, als Buster nach einem Unfall mit einer Kartoffelkanone Hilfe braucht. Er überredet seine Schwester, die gerade einen kleineren Skandal, in dem es um Nacktfotos geht, überstehen muss, zu ihren Eltern zu ziehen. Und dann geht es erst richtig los. Kevin Wilson stellt in seinem Debüt eine Familie zusammen, die alle Voraussetzungen für das Gütesiegel "seltsam" erfüllt. Trotzdem schafft es Kevin Wilson, etwas in seinen Roman zu packen, das einen bis zum Schluss hoffen lässt, dass bei allen Seltsamkeiten, am Ende eine familiäre Umarmung mehr wiegt als ein verqueres Shopping-Mall-Happening. "Herrlich verrückt" mag das sein, wie das Cover verspricht, aber bei allen Performances bleiben vor allem die Situationen im Gedächtnis, in denen die Protagonisten einfach nur miteinander sprechen. Sacha Brohm
Kevin Wilson: Die gesammelten Peinlichkeiten unserer Eltern. In der Reihenfolge ihrer Erstaufführungen. Aus dem Amerikanischen von Xenia Osthelder. Luchterhand, München 2012, 382 S., 14,99
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