SCIENCE FICTION

Stillstand

Robert Charles Wilson kann auch dicke Bücher schreiben

Was er aber lieber bleiben lassen sollte. Darwinia enthielt genug Action-Elemente, um die eigentlich dürftige Grundidee zu überdecken. Bei über 500 Seiten Spin und vielen Dialogen wird leider deutlich, dass Wilson wenig gute Idee hat und selbst die sind noch geklaut.
Eines Tages sind die Sterne weg, eine fremde Macht hat der Erde offensichtlich das Licht ausgeknipst. Erst nach und nach begreifen die Menschen, dass dies zu ihrem Schutz geschah. Allerdings sind sie jetzt in einer Art Zeit-Kokon eingesponnen, der die Abläufe auf der Erde rasant beschleunigt. Wenn man nichts dagegen unternimmt, wird in nur einer Generation das Ende des Sonnensystems zu beobachten sein.
Diese eher abstrakte Idee, die mehr für eine Kurzgeschichte zu taugen scheint, breitet Wilson aus anhand des Lebens dreier Freunde, die den Sternenuntergang als 13jährige erleben. Bruder, Schwester und der (heimlich in die Schwester verliebte) Ich-Erzähler scheinen dabei gleichzeitig einem Stephen King- und einem Irving-Roman entsprungen zu sein. Der komplexen Dreier-Beziehung kann Wilson jedenfalls nichts Neues abgewinnen, man trifft sich, redet, wird älter, trauert der Jugend nach, und alles derart breitgetreten, dass man zwischen den Zeilen die Ansage zu hören meint: "Achtung Achtung, die nächste Idee kommt in 30 Seiten, bis dahin müssen Sie durch das dürftige Geröll meiner Beziehungserzählung" ... es ist wirklich nicht schön, dass SF-Romane neuerdings immer mehr als 400 Seiten dick sein sollen, um als bedeutend zu gelten.
Alex Coutts
Robert Charles Wilson: Spin. Aus dem kanadischen Englisch von Karsten Singelmann. Heyne, München 2006, 557 S., 8,95 ISBN: 3453522001