TEENIE-DRAMA

Springen oder küssen

Wie man durch die Ferien kommt

Man kann seine Sommerferien zur Erholung nutzen; man kann sich aber auch selber Stress machen. Zum Beispiel mit einer hirnlosen Wette, wie Viktor sie abgeschlossen hat: Wenn seine Kumpels aus ihrem Urlaub wiederkommen, will er entweder vom Zehnmeterbrett springen oder er muss das übelste Mädchen der Schule küssen. Wer also schleicht jetzt täglich um den Sprungturm herum und traut sich nicht? Viktor.
Auch sein 13. Geburtstag trägt wenig zur Verbesserung der Stimmungslage bei. Statt Geburtstagspost findet Viktor eine anonyme Botschaft: Das rote Tier ist tot. Hüte dich vor den Fremden und den dunklen Staubwolken. Je länger Viktor über den Sinn der Worte nachgrübelt, desto sicherer scheint es ihm, geheimen Bedeutungen auf der Spur zu sein. Oder wird er ganz einfach nur paranoid?
Eines Tages lernt Viktor Deborah kennen, die einen erstklassigen Kopfsprung vom Zehner hinlegt. Und dem verdutzten Viktor ein Trainingsprogramm für seine Mutprobe verordnet. Gemeinsam fahnden die beiden auch nach dem Urheber der mysteriösen Briefe, die inzwischen fast täglich eintrudeln.
Was sich als herkömmlicher Sommer- und Liebes-Roman liest, nimmt bald eine überraschende Wendung. Wildner versteht es, ihre locker-leicht geschriebene Geschichte mit unerfreulichen Alltagsrealitäten zu verknüpfen. Ohne den heiteren Grundton aufzugeben, gewinnt das Geschehen an Tiefe. Deborah gibt Viktor Rätsel auf, ihre überlegene Fassade bekommt Risse, und am Ende erweist sich das Mädchen als diejenige, die Hilfe braucht. Die Liebe zwischen Viktor und Deborah ist mehr als nur pubertäre Schwärmerei und Herzklopfen. Treue, Beistand und gegenseitiges Vertrauen sind gefragt. Jede Menge Sternschnuppen erhielt den Peter-Härtling-Preis.
Udo Bartsch
Martina Wildner: Jede Menge Sternschnuppen Beltz & Gelberg, Weinheim 2003, 213 S., 12,90 ISBN: 3407809107