TV-Helden Dudelsack im All Stephen Baxter belebt den alten Dokor Who neu Irgendwie hat er es nie so richtig über den Kanal geschafft, der Doktor Who, der seit 50 Jahren auf der Insel Fernsehgeschichte schreibt. Für Briten ist Doktor Who mindestens so wichtig wie für Deutsche Perry Rhodan, nur eben dort in meist billigen Kulissen, während wir hier nur billiges Papier kriegten. Seit 1963 reist der Doktor in einer umgebauten Polizei-Notrufzelle durch Zeit und Raum und erlebt mannigfaltig Abenteuer in Gestalt von bisher 11 Schauspielern. Der 12. soll gerüchteweise demnächst der Böse aus dem letzten Star Trek Film werden, aber vorher ist erstmal das 50jährige Jubiläum dran. Passend zu dem bringt Cross Cult nun einen Doktor Who Roman von Stephen Baxter heraus. Der renommierte Autor von Hard-SF holt den zweiten Doktor aus der schwarzweißen Frühzeit des Fernsehens zurück und schickt ihn in eine Bergbaukolonie in den Saturn-Ringen. Begleitet wird er unter anderem von einem alten Schotten, den er in einer anderen Zeitlinie aufgelesen hat, der sich aber in dieser Zukunft britisch lustige Kabbeleien mit einem ausrangierten Roboter liefert, der sich selbst für einen Schotten hält, weil ihn KI-Techniker wie einen menschlichen Jungen aufzogen.. Um die Handlung herum wirbeln die Ringe und Monde des Saturn, bei deren Beschreibung Baxter ausführlich in Astrophysik schwelgt, um gleich wieder ins Familiäre abzukippen: Die Kinder der Minenarbeiter finden seltsame blaue Puppen, die nett zu ihnen, aber tödlich für die Erwachsenen sind. Erstaunlich: Mit großer Leichtigkeit bringt Baxter seine Liebe zu den harten Fakten, etwa den Gravitationsverhältnissen im Orbit eines Riesenplaneten, mit beinahe jugendbuchartigen Abenteuern zusammen, inklusive Bruder- und Schwester-Zwist, und baut ein Rätsel auf, das bis zur Entstehung des Sonnensystems zurück führt. Als kleine Frechheit baut er sogar noch Pluto als neunten Planeten ein, obwohl wir Faktenkenner doch wissen, dass der schon 2006 seinen Planeten-Status verlor. In unserer Zeitlinie. Aber die kann ja gar nicht die richtige sein, weil in unserem Universum 106 frühe TV-Folgen von Doktor Who unwiederbringlich verloren sind. Wing
Stephen Baxter: Doktor Who - Rad aus Eis. Übersetzt von Claudia Kern. Cross Cult, Ludwigsburg 2013, 430 S., 22,00
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