GEJAMMER
Joes Fleckenwasser Herr von Westphalen ist mit den Deutschen zufrieden Ach je! Ein Buch, das die Deutschen loben will. Das hat wohl noch gefehlt. Findet auch der Autor Joseph von Westphalen. Und späht eine Marktlücke aus: In Zeiten, in denen man eher verschämt zugibt, aus diesem Land zu stammen, ist es doch wichtig, auch mal das Positive an uns auseinander zu klamüsern. So ein Buch schreibt man am besten von Italien aus, wie Westphalen uns sogleich erzählt. Und am besten erwähnt man auch gleich am Anfang des Buches, das man jüdische Freunde hat, damit ja nicht die falschen Gedanken aufkommen. Der Herr von Westphalen mag vielleicht kein besonders guter Autor sein, aber er ist natürlich keinesfalls ein Faschist. Schon verstanden. Aber Westphalen ist einer, der sich in seinen elf Eiertänzen (wie er diese Essays selber tituliert) auf ermüdende Weise immer wieder selbst bedauert. Angesichts der schweren Aufgabe, als Anwalt der Deutschen zu fungieren. Dabei hat ihn doch niemand darum gebeten. Deutschland ein wenig Lob in die Schnauze drücken, das ist also dass Anliegen von dem Herrn. Da müssen wir durch. Viel neues ist ihm nicht eingefallen. Unsere Züge fahren unpünktlich, unsere Politiker sind korrupt, und Nazi-Hohlköpfe sind (noch) eine Minderheit. Und so ertönt der verzweifelter Ruf: Wir sind wie ihr! Schon längst fein säuberlich eingereiht in die Völkergemeinschaft. Wir Deutschen sind genauso gut oder schlecht wie der Rest der Welt. Überhaupt: Schuld sind wieder mal nur die Politiker. Die erledigen ihren Job als Putzfrauen nicht ordentlich. Von uns gewählt, um den Laden sauber zu halten, hat die politische Kaste in diesem Land jämmerlich versagt. Die verdammten Volksvertreter bekommen einfach die braunen Flecken nicht ab, die schon viel zu lang unser schönes Land besudeln. Tja, Herr von Westphalen, das hat man davon, wenn man sich geniert, die Scheisse selber weg zu wischen. Da nützt es auch nichts, wenn man versucht, ein wenig italienisches Duftwasser zu versprühen. Der Gestank geht nicht so einfach weg. Mirko Puzic
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Joseph von Westphalen: So sind wir nicht! Eichborn Frankfurt 2000, 175 S, DM 29.80 |