BELLE EPOQUE Schöne Schlucke Ein Büchlein, um den Genuss am Absinth zu fördern
Es gibt ihn wieder, grün wie ehedem, aber längst nicht mehr so giftig. Der Absinth erobert sich seinen Platz in der Bar zurück. Und Ulrike Bliefert hat ein ein kleines Büchlein zum Trend zusammengestellt, dass sich erst gar nicht mit kulturgeschichtlichen Ergüssen aufhält. Dass "die grüne Fee" etwa im vorletzten Jahrhundert die halbe europäische Intelligenzija in den Suff trieb, kommt gar nicht vor. Dass moderne Wissenschaftler vermuten, der böse Absinth sei gar nicht giftig gewesen, auch nicht. Die 10 Autoren erzählen lieber Kurzgeschichten aus der Zeit von 1797 bis ungefähr 1913. Die sind nur am Rande "kriminell", wie der Untertitel verspricht, sondern eher historisch. Überall kommt Absinth vor, aber kaum als Rauscherzeuger, sondern nur eher als Ausstattungsmerkmal der Epoche. Kurze Anmerkungen betten die Stories, die uns von der möglichen Erfindung der Wermut-Spirituose in Frankreich bis zu den Herero-Aufständen in Afrika führen, historisch ein. Die liebevolle Ausstattung mit Lesebändchen rundet das Erlebnis ab. Dass ein Bezugsquellenhinweis und ein Schnelltest heute handelsüblicher Anis-Wermut-Schnäpse fehlt, kann man verschmerzen. Wing
Ulrike Bliefert (Hg.): Der Kuss der grünen Fee. Kriminelle Absinth-Geschichten. Dryas, Frankfurt/M. 2014, 208 S., 19,95
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