Science Fiction Die Cyborgs proben den Aufstand Oder Die Tribute von Long Island Dan Wells, der bisher durch einen eher ekligen Serienkiller-Roman aufgefallen war und dessen Verlag seltsamerweise Wert darauf legt, den USA-Autor als "überzeugten Mormonen" vorzustellen, hat sich eine Welt ausgedacht, die ein bisschen in der Zukunft spielt (im Jahr 2076), ein bisschen was von Battlestar Galactica und ein bisschen was von Die Tribute von Panem hat und überhaupt derart perfekt auf eine klar umrissene Fangruppe zugeschnitten wurde, dass man nur bewundern den Atem anhalten kann. Nach einem Zylonenkrieg (künstlich erschaffene Menschenkrieger dezimieren die Menschheit) arbeitet die 16jährige Kira als Praktikantin in einer Klinik auf Long Island, wo sie wieder mal miterleben muss, dass ein Säugling wenige Stunden nach der Geburt stirbt. Denn die fiesen "Partials" (so heißen die Zylonen hier) haben ein noch fieseres Virus erschaffen, das die Menschheit bestandsmäßig auf Null gebracht hat. Kira ist sich sicher, das schaffen zu können, was allen Wissenschaftlern bisher misslang: eine Heilung zu finden. Aber dafür muss sie die Enklave auf Long Island verlassen und mit den "Partials" Kontakt aufnehmen. Der sauber heruntergeschriebene Roman (Beginn eins grooooßen Zyklus natürlich) überrascht durch Effizienz. Auf den Knapp 500 Seiten befindet sich auch nicht ein Satz, ein Gedanke, der die junge Zielgruppe überfordern könnte. Partials 1: Aufbruch ist ein reines Action- und Dialog-Ereignis, in dem sich alle Sf-Versatzstücke (von The Road bis Walking Dead) der jüngeren Popkultur wiederfinden. Die Rebellion verläuft entlang der zu erwartenden Linien (Jung gegen Alt), und die Story-Twists sind so gesetzt, dass ungefähr alle 100 Seiten die spärlichen Erwartungen an den Handlungsverlauf übererfüllt werden. Das geht von der "Huch ich bin ja selbst ein Partial und wusste es gar nicht!"-Entdeckung bis hin zum schrulligen Waldschrat, der mit seinem Kamel durch die Gegend von Long Island zieht und mehr ist, als man nach Meinung des Autors vermuten sollte. So ist man weniger verärgert über die vollkommene kreative Leere, die sich hinter dieser Action.-Story verbirgt, als fasziniert von der Bauart eines Schmökers, der sich an keiner Stelle anders liest als das Produkt eines raffinierten Bestseller-Schreibprogramms, das ohne weitere menschliche Hilfe imstande ist, Bücher zu schreiben. Vielleicht erfindet mal jemand etwas, was diese Bücher dann ebenso automatisch liest. Und wir könnten dann wieder über richtige Bücher reden. Alex Coutts
Dan Wells: Partials 1: Aufbruch. Aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski. IVI bei Piper, München 2013, 508 S., 16,99
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