ORSON WELLES

Krieg der Welten

Bert Rebhandl erzählt die Lebensgeschichte eines Genies

Der Meister starb vor 20 Jahren, an der Schreibmaschine, von der Welt weitgehend vergessen, während er an einem Dokumentar-Film über Zauberkünstler arbeitete - das hätte er sich selbst nicht besser ausdenken können. Mit 26 drehte er Citizen Kane (1941), der fast überall als der "beste Film aller Zeiten" gilt, schon vorher war er mit einem Hörspiel Legende geworden: War of the Worlds (1938) löste, als Live-Reportage von einem Angriff der Marsianer missverstanden, so viel Panik in Amerika aus, dass sogar Hitler darüber lachte. 1949 wurde Welles als der Ober-Böse in The Third Man unsterblich, aber da war das Genie schon zerbrochen.
Bert Rebhandl blättert in der vermutlich kürzesten Welles-Biografie der Welt viele Facetten dieses Barock-Modernen auf, das Fressen und Saufen, das Gefühl, Shakespeares Kollege zu sein, das nicht nur körperlich umfangreiche Ego, das jedes Drehbuch am liebsten mit "Hier spricht Orson Welles" begann. Und er bringt auf dem knappen Platz nicht nur psychologisierende Personen-Geschichte unter (Welles drehte irgendwie alle Filme über sich selbst), sondern auch hierzulande unbekannte Zeitgeschichte. Rebhandls Kapitel über das "Federal Theater" etwa, eine Art ABM mit "Kunst fürs Volk"-Anspruch, sollte jeder Kulturplaner heute lesen. Wenn Rebhandel nun noch, neben Register und einer Regisseur-Filmographie, die Filme aufgelistet hätte, in denen Welles auftrat (etwa Casino Royal), oder die von ihm handeln (etwa Das schwankende Schiff), wären wir rundum begeistert.
WING
Bert Rebhandl: Orson Welles. Das Genie im Labyrinth Zsolnay, Wien 2005, 192 S., 21,50. ISBN: 3552053417