GEHEIMNISSE
Blumen, Sterne, nackte Damen
Die Geschichte eines Buches, das niemand lesen kann
Es geht um ein altes Manuskript, natürlich. Es ist in Buchstaben verfasst, die es auf der ganzen Welt nicht gibt. Es enthält Zeichnungen von nackten Mädels, Sternzeichen und Pflanzen, die es auf der ganzen Welt nicht gibt. Es ist unklar, aus wie vielen Buchstaben das benutzte Alphabet besteht, und jede Häufigkeitsanalyse - beliebter Schlüssel zum Knacken einfacher Codes - hat bisher versagt: Das Voynich-Manuskript, zu besichtigen in der Yale University, ist ein mächtiges Rätsel.
Die Geschichte dieses Rätsels haben die BBC-Journalisten Gerry Kennedy und Rob Chruchill aufgeschrieben. Nach drei Jahren Recherche haben sie eine wüste Story zu erzählen, die im 13. Jahrhundert beginnt (mit den Albigenser-Kriegen), im 17. Jahrundert einen echten Höhepunkt erlebt, um dann bis 1912 eine gewaltige Lücke aufzuweisen. In diesem Jahr nämlich fand der polnische Kleingauner, Revolutionär und Antiquar Voynich das Manuskript in einem italienischen Kloster, praktischer Weise mit einem drangehefteten Brief, der andeutete, der Mönch Roger Bacon sei wohl der Verfasser.
Seither haben sich Laien und Profis an dem Manuskript die Zähne ausgebissen, jeder Übersetzungs- und Dechiffrierungsversuch erbrachte nur sinnloses Gelalle. Die Urheberschaftsvermutung wanderte von Bacon über Da Vinci bis hin zu Voynich selbst.
Kennedy und Churchill liefern eine gute Einführung in die Kryptographie und erklären dann, warum alle Ansätze nicht funktionieren. Im Nachwort schwanken sie bei der Einschätzung zwischen "Fälschung" und "Werk eines Irren".
Die Herausforderung des Manuskripst besteht darin, dass seine Bedeutung nicht klar ist. Ohne Altersbestimmung (die Yale bis jetzt nicht vorgenommen hat) ist das schöne und wirre Werk ein eher drolliges als bedeutendes Rätsel.
Moment mal, unbekanntes Alphabet, nicht-irdische Pflanzen... hat schon mal jemand dran gedacht. Erich von Däniken zu fragen?
Erich Sauer
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