PORNOGRAPHIE Sex mit Spaß Sophie Andreskys »Vögelfrei« bedient Klischees mit Stil Als Marei von ihrem Mann erfährt, dass er sie betrogen hat, bricht für sie eine Welt zusammen. Eine einfache Entschuldigung genügt ihr nicht, sie fordert für sich das gleiche Recht. Ein Jahr lang ist sie frei - zu schlafen mit wem sie will, wann sie will und wo sie will. Alles auf Kosten ihres gutsituierten Ehemanns. Diese Freiheit lebt Marei voll und ganz aus, mit einer Frau mit 20er Jahre-Affinität, einem wunderschönen Inder in New York, in einem Bordell für Gäste mit ausgefallenen Wünschen und mit einem hübschen Jüngling. Neben ihren vielen Sexabenteuern erlebt Marei auch einsame Stunden, in denen sie sich ihren Ehemann an ihre Seite wünscht. Aber es wäre nicht Autorin Sophie Andreskys Stil, ihre Protagonisten am Ende wieder in die Arme ihres verlogenen Ehemanns zu treiben. Sie lässt Marei an ihrem Jahr in Freiheit wachsen und sich darüber klar werden, was sie nicht braucht: Einen Mann der sie betrügt. Vögelfrei ist der erste Roman von Sophie Andresky, die sonst erotische Kurzgeschichten und Kolumnen in Cosmopolitan oder Penthouse schreibt. Frau Andresky beweist, es gibt nicht nur die bekannten Sorten erotischer Literatur, also: Pornographie für Männer mit schlichtgestrickten Damen, feministische Hasspropaganda gegen den Penis und für die Klitoris oder "ein Prinz kommt auf seinem Schimmel daher und beglückt mich mit seiner Liebeslanze"-Schnulzen. Sophie Andresky schreibt Pornos für Frauen mit genug Köpfchen, um zu wissen dass man nicht nur stolze Frau oder Sexhässchen sein kann sondern dass beides durchaus vereinbar ist. Ihre detaillierten Sexszenen sind nicht wohlerzogen, sie sind direkt, häufig vulgär und manchmal auch witzig. Aber niemals demütigend, erniedrigend oder eklig, höchstens skurril. Janne Hiller
Sophie Andresky: Vögelfrei. Heyne Hardcore, München 2009, 238 S., 7,95
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