JUNGS & MÄDCHEN

Coole Pille

Eine Hilfe für chronische Loser

Ned Vizzinis Cool greift die ganz zentrale Frage im Dasein männlicher Jugendlicher auf: Wie um alles in der Welt kommt man an Mädchen ran? Romanheld Jeremy macht dieses Problem mächtig zu schaffen. Der 15-Jährige hat keinen blassen Schimmer, wie er sich dem anderen Geschlecht annähern, was er sagen, tun oder nicht tun soll. Unsterblich in seine Mitschülerin Christine verliebt, verhaspelt sich Jeremy bei vorher ausgeklügelten Dialogen und steht hinterher als Trottel da. Ach, gäb's doch eine Pille für solch hoffnungslose Fälle!
Es gibt sie. Ein Minicomputer, Squip genannt, muss geschluckt werden und installiert sich dann im Gehirn. Stolze 500 Dollar berappt Jeremy auf dem Schwarzmarkt für seinen Heilsbringer, und es scheint sich zu lohnen: Mädchen, für die er vorher Luft war, interessieren sich jetzt für ihn. Der Squip gibt Anweisungen, wie man küssen soll und wohin dabei mit den Händen. Alles klappt wie am Schnürchen - bloß bei Christine kann Jeremy immer noch nicht landen. Und bald wird auch klar, warum die Pille nur unter der Hand verkauft wird: Das System produziert peinliche Aussetzer.
Vizzinis witziger und temporeicher Roman ist für beide Geschlechter interessant. Jungen werden rätseln, welche Computer-Tipps wohl tatsächlich helfen; Mädchen können erfahren, was in männlichen Gehirnen vor sich geht. Was als unaufdringliche Moral hinter den turbulenten Ereignissen immer wieder durchschimmert: Wahre Liebe und wahre Freundschaft lassen sich eben nicht durch die oberflächlichen Strategien eines Squip herbeiführen.
Udo Bartsch
Ned Vizzini: Cool - Und was ist mit Liebe? Aus dem Amerikanischen von Nina Schindler. Bertelsmann, München 2004, 254 S., 14,90 ISBN: 3570127958