KOLONIALGESCHICHTE

Dschungelkrieg

Ralf-Peter Märtin erklärt uns »Die Varus-Schlacht«

Die Katastrophe ist knapp 2000 Jahre her. Und spätestens im nächsten Jahr fallen in Ostwestfalen, dem Münster- und dem Sauerland Legionen von Touristen und Hobbyhistorikern ein, um zu feiern, wie damals ein Ur-Deutscher der damaligen Weltmacht Paroli bot. Und um darüber zu streiten, wo die "Schlacht am Teutoburger Wald" eigentlich stattgefunden hat (Mehrheitsmeinung: bei Osnabrück) und ob es der Welt nicht eigentlich geschadet hat, dass Arminus der Cherusker damals vom Hilfstruppenführer der Besatzungsmacht verräterisch zum Partisanen wurde. Immerhin stoppte sein Gemetzel an den Legionen des Publins Quinctilius Varus den Vormarsch der Zivilisation und führte zu einem Olivenölembargo, das die germanische Küche bis heute belastet.

Ralf-Peter Märtin erklärt uns vor dem Jubiläumsauftrieb ausführlich militärhistorisch die Verhältnisse im Jahre 9 und rammt ein paar Pflöcke ein.

Es ist wurscht, wo genau der Verrat des Arminius stattfand. Es war auf keinen Fall die Gründung eines "freien Deutschlands" gegen fremde Besatzer. Ja noch nicht mal die Errichtung des Hermannsdenkmals 1800 Jahre später ging glatt nationalstolz ab. Wer im nächsten Jahr bei den zu erwartenden Festreden an den richtigen Stellen "Buh" rufen will, sollte vorher dieses Buch lesen.

Wing
Ralf-Peter Märtin: Die Varus-Schlacht. Rom und die Germanen. Fischer, Frankfurt 2008, 461 S., 22,90