VAMPIRE

Bis(s) zum Abwinken

Noch einmal: Alles über Dracula und Co. KG Das letzte, endgültige Buch über die Blutsaugerei als Kulturtechnik wird wohl nie fertig, weil sich die alten Vampire andauernd in neue Motive verwandeln, an moderne Erzählweisen anpassen und vom transsylvanischen Schloss bis zur Münchner Schönheitsklinik überall unterschlüpfen. Trotzdem tut ein großer Überblick zuweilen gut, auch wenn er wie Vampire: Mytische Wesen der Nacht vergleichsweise knapp ausfällt. Immerhin kriegt Joachim Nagel auf 128 großformatigen Seiten fast alles Wesentliche unter. Über die antiken Vampire in aller Welt, über die osteuropäischen Volksvampire, die heute noch spuken, über den christlichen Luzifer, von dem Dracula sich die Fledermausflügel stahl, und vor allem über den Vampir in Kunst, Kitsch und Kommerz von Goethe bis heute. Bei nur wenigen Fehleinschätzungen ("Brennen muss Salem" als Meisterwerk, "Buffy" als uninspiriert, "Beileid" als komisch) weiß Nagel nicht über alles, aber über fast alles wichtige genug zu sagen, um bei jedem Goth damit durchzukommen. Leider fehlt, wie bei allen Vampirologen des gegenwärtigen Trends, der Bereich neuere Literatur. Denn nicht nur in der engeren Fantasy wird viel Blut getrunken, Vampire sind längst Figuren des Mainstreams geworden.

Wing
Joachim Nagel: Vampire. Mythische Wesen der Nacht. Mit vielen Illustrationen. Belser, Stuttgart 2011, 128 S., 29.95