INTERVIEWS
Flach gepöbelt
Moritz von Uslar stellt Promis »100 Fragen«
Das Prinzip ist einfach: man stelle einem Promi 100 möglichst idiotische Fragen und amüsiere sich darüber, wie er darauf reagiert. Man fragt also Woody Allen, auf welchen Typ Frau er steht, Heidi Klum, wie man sich den von ihr angeblich erfundenen "sauberen Sex" vorzustellen habe (sie antwortet sehr clever: Das soll ich erfunden haben? Sauberer Sex - das geht doch gar nicht!) und Angela Merkel, ob sie's schon mal mit Dauerwelle versucht hat.
Diese harmlose Rüpelei betreibt Moritz von Uslar für das Magazin der "Süddeutschen", nur wenige Interviews waren dabei so originell, dass man sie hätte in Buchform packen müssen. Echte Highlights entstehen nur dann, wenn der Gesprächspartner wirklich witzig und gedankenschnell ist, wie etwa George Clooney, der auf die Frage, was das stilvollste an George W. Bush sei, antwortet: Colin Powell. Und geradezu zum Heulen schön ist das Interview mit der sanften Country-Ikone Willie Nelson, das einzige, in das von Uslar unvorbereitet ging und aus dem deshalb ein richtiges Gespräch wurde, wo der Journalist tatsächlich auf die Antworten achten muß, weil er selbst die nächste Frage noch nicht kennt.
Schulbuben-Pöbeleien aber wie jene etwa, Herrn Pavarotti zu fragen, ob er nicht zu fett sei, öden einfach nur an. Und in ein Dieter Bohlen-Interview zu gehen und dabei offensichtlich noch weniger von Musik zu verstehen als der Übervater aller Pöbler, ist einfach nur peinlich.
Thomas Friedrich
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