SPANNUNG Leben am Pool Ein Upper Class-Urlaubstreffen wird durch einen Fremden nachhaltig gestört Die High Society bleibt meistens unter sich, das trifft auch auf die Familie der Schwestern Julie und Vanessa zu. Wie jedes Jahr verbringen sie den Sommerurlaub in ihrer Villa am Atlantik. Dort haben sie alles, Pool, Tennisplatz, eine Yacht, was man eben so braucht wenn man en vogue ist. Den Strand meiden sie wegen der einfachen Leute, die sich dort tummeln. Der einzige, der zum alljährlichen Urlaub noch nicht erschienen ist, ist ihr Bruder Philipe. Statt seiner erscheint eines Tages sein angeblicher Freund Boris am Pool. Zu glauben, dass er aus der oberen gesellschaftlichen Schicht stammt, scheint bei seinem Erscheinungsbild nicht schwer: Ganz in weiß gekleidet, auf der Nase eine exklusive Ray Ban Sonnenbrille. Innerhalb kürzester Zeit zieht er die beiden Schwestern sowie ihre Eltern in seinen Bann, die Schwestern mit dem eigenartigen Hauch von Gefahr den er ausstrahlt, die Eltern mit Anekdoten aus seiner angeblichen Zeit mit Philipe im Internat. Der einzige, der Misstrauen gegen Boris hegt, ist Vanessas Mann André Pierre. Serge Joncour versteht es, seine Leser auf subtile Weise unter Dauerspannung zu halten, indem er das Gefühl ständiger unterschwelliger Gefahr vermittelt. Informationen über die wahren Hintergründe für Boris Erscheinen gibt er nur nach und nach preis, und selbst am Ende des Romans hat man als Leser längst nicht das Gefühl alles erfahren zu haben. Es ist das Geheimnisvolle, das Joncour in seine Geschichte bringt, wodurch das Buch den Leser nicht mehr loslässt. Er benutzt kaum Dialoge und beschränkt sich eher darauf, die Gedanken der einzelnen Charaktere darzustellen. So wird deutlich, wie Boris' Verhalten auf die unterschiedlichen Familienmitglieder wirkt und wie leicht es zu sein scheint, diese nach Außen so starke Familie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Janne Hiller
Serge Joncour: Ultraviolett Aus dem Französischen von Nathalie Mälzer-Semlinger, Klett - Cotta, Stuttgart 2008, 173 S., 17,90
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