UFOS
Fliegende Bauten Die Aliens können gar nicht so seltsam sein wie ihre irdischen Verfechter Der ständig wuchernde Berg an UFO-Literatur beweist natürlich nicht, daß da draußen irgend eine Art von Wahrheit ist - sondern vielmehr umgekehrt: daß wir Menschlein ganz allein mehr Rätsel anrichten können, als E.T. sich je zu träumen wagen würde. Philip J. Corso zum Beispiel behauptet in Der Tag nach Roswell, er sei ein Waffen-Entwickler der US-Army gewesen, der UFO-Technologie möglichst unauffällig in normale irdische Forschungsprojekte einschleuste. Er behauptet nicht, je ein UFO gesehen zu haben; Er ist sich nicht mal völlig sicher, 1947 zufällig über eine Alien-Leiche am Rande von Roswell gestolpert zu sein; Aber er besteht darauf, in den 50er und 60ern an vorderster, geheimer Front als Weltkriegsveteran und US-Senator gegen Kräfte gekämpft zu haben, die das Land der Freien - und die Autonomie der Armee - an Kennedy und die Kommunisten verraten wollten. Dieser Hintergrund ist neu unter Ufologen. Und er führt einerseits zu fast absurden Innenansichten des Verteidigungsapparats (wie kann die Army der Marine das Nachtsichtgerät klauen, daß die Deutschen von den Ufos abstümperten - ohne die freie Rüstungsindustrie zu verschrecken) - andererseits zu hübschem Paranoia-Futter (Reagan erfand SDI mit Billigung Gorbatschows gegen die UFOs). Und zu Corsos Überzeugung, inzwischen verfüge Amerika über Waffen, "schrecklicher als in Independence Day", um den Burschen vom anderen Stern den Arsch abzubrennen. Für Ufo-Forscher ist Corsos Buch Makulatur (er verweigert jeden Querverweis zu den üblichen Verschwörungs- und Aufdeckungstheorien) - für deutsche Amtsärzte wär's ein Anlaß, den Autor zwangseinzuweisen - allen anderen beweist es immerhin, daß die amerikanische Militärgeschichte pathologisch interessante Abgründe auch jenseits von Iwo Jima und diesseits von My Lai hat. J.J. Benitez hingegen ist Zivilist, in des Wortes schlimmster Bedeutung. Und will seit Jahren schon nachweisen, daß der Stern von Bethlehem ein Ufo war, daß der liebe Herr Jesus von Ufos vom Kreuz abgenommen wurde (1993 gab's bei Scherz einen dicken "Augenzeugen"-Roman von ihm dazu auf deutsch) ... da überrascht Das Ufo von Bethlehem nur Technophilister. Benitez, Spaniens leider führendster Alien-Schwadroneur, hat dazu noch eine quälende Leidenschaft für anatomische Abschweifungen und schein-präzise Zahlen (der Engel schlug Jakob auf die Sehnen des geraden Schenkelmuskels - das Wesen schien 1,70 Meter über dem Boden zu schweben). Und entdeckt immer wieder neue Parallelen zwischen Bibel- und Begegnungsgeschichten. Allerdings läßt er alle amerikanischen Fälle weg - fudelt alle biblischen zurecht, und ist ohnehin schon vorher überzeugt davon, daß die Engel Astronauten waren. UFO-Interessenten kann man nur vor Benitez warnen, der sich als eine Art Prophet der himmlischen Raumflotte sieht; Papsttreue könnten jedes seiner vielen Bücher (4 auf deutsch, 3 bei Ullstein) im Handumdrehen der Ketzerei überführen; normale, nur mit angespannten Augenbrauen dem Seltsamen zugetane Menschen werden schon nach wenigen Seiten den Haken dran machen. Benitez' UFO-Bücher sind nicht mal mehr kurios. WING
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Philip J. Corso / William J. Birnes: Der Tag nach Roswell. Der Beweis - Die Ufos kamen wirklich. Aus dem Amerikanischen von Einar Schlereth. Goldmann [12798], München 1998, 312 S., 20.- DM J.J. Benitez: Das Ufo von Bethlehem. Aus dem Spanischen von Werner Siebenhaar. Ullstein [35786], Berlin 1998, 390 S., 17.90 DM |