TUCHOLSKY Ein Sommer Hans Traxler illustriert »Schloss Gripsholm« Eigentlich ist das gar kein Roman: Es beginnt damit, dass der Verleger Rowohlt bei seinem Autor Kurt Tucholsky eine "kleine Sommergeschichte" bestellt und der um die Honorierung feilscht. Dann beendet Tucholsky die Korrespondenz im Vorwort, weil er jetzt zum Bahnhof muss, um "die Prinzessin" abzuholen, und mit der fährt er dann in die Sommerfrische und "lebt" genau jene Geschichte, die sein Verleger bestellt hatte. Schloß Gripsholm, das Buch, das daraus entstand, war enorm erfolgreich und nach Rheinsberg der zweite Liebesroman, mit dem Tucholsky darauf aufmerksam machte, dass er neben Essays, Glossen, Chansons, Gedichten, Sketchen und Rezensionen auch Romane schreiben kann. Schloß Gripsholm hat dabei eigentlich keine Geschichte, feiert die Liebe und eine sehr diskret beschriebene Nacht mit 2 Frauen und 1 Tucholsky und hat eine beinahe Kästnersche Geschichte in der Geschichte, in der es um ein Kinderheim mit traurigen Kindern geht und dass man an Unrecht nicht vorbeisehen kann. Von frivoler Naivität sind die Illustrationen, die Hans Traxler sich für die großformatige Neuausgabe ausgedacht hat. Das sieht in Strichführung und Farbgebung manchmal den Zeichnungen des großen Walter Trier sehr ähnlich (der alle Kinderbücher Kästners illustrierte) und ist doch um einiges erwachsener. Kurt Tucholsky: Schloß Gripsholm. Eine Sommergeschichte. Mit Bildern von Hans Traxler. Edition Büchergilde, Frankfurt 2011, 176 S., 24,99
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