DIE WELT ETC.

Daten sind nicht alles

»Globale Trends« zur Weltbild-Unterfütterung

Ohne Daten ist das schönste Weltbild Schrott, dass haben wir in den Jahrzehnten nach der Ideologiekritik gelernt - aber nur mit Daten kriegt man nicht mal eine provisorische Ansicht zusammen, dass lernen wir täglich in den Nachrichten und am informationsüberfluteten Netz. Deshalb wohl lässt die "Stiftung Entwicklung und Frieden" auch in ihrem 7. Weltreport das Netz als Quelle einfach weg. Das Taschenbuch "Globale Trends - Fakten - Analysen - Prognosen" stützt sich, in weiten Teilen aktualisiert, in wenigen Schwerpunkten (Der Irakkrieg) ganz neu geschrieben, auf harte, auch morgen noch nachlesbare Fakten, und liefert zu nahezu allen Weltfragen detailreiche Überblicksberichte. Und deutliche Einschätzungen. Mit leichter, aus Objektivitäts-Sucht oft zu leichter, "links"-Neigung. Und nur vorsichtigen Voraussagen für die Zukunft.
Der Sprachstil ist arg technisch, politik-beraterisch; manchmal ersäuft die Haltung auch in Fakten oder verschwindet hinter dem Bemühen, bloß kein Parteiprogramm zu schreiben. Man kann aus "Globale Trends" nicht direkt folgern, was zu tun ist (etwa: muss die europaweit tendenziell sinkende Sparquote in Deutschland weiter runter, um den lahmen Konsum, oder wieder rauf, um das Investitionsklima statistisch anzustubsen?). Aber man darf mit globalen Vorschlägen jedenfalls nicht hinter den Erkenntnis-Stand von "Globale Trends" zurückfallen.
WING
Stiftung Frieden und Entwicklung: Globale Trends. Fakten. Analysen, Prognosen 2004/2005. Fischer, Frankfurt 2003, 347 S., 14.90 ISBN: 359616026X