FUSSBALL
Noch ein Tor Jürgen Roth guckt deutschen Übungsleitern aufs Maul Die wahren Worte fallen schon auf den ersten Seiten des Buches. Es falle schwer Fußballtrainer nicht sofort als die Esel zu bezeichnen, die sie im Grunde wahrscheinlich alle sind. Abgesehen von ein paar Ausnahmen selbstverständlich, Volker Finke sei Dank. Aber wer schon jemals die Landserprosa von Werner "Schleifsack" Lorant ("Ich wechsele nur aus, wenn sich einer das Bein bricht!") im Fernsehen erleben durfte, fasst sich nicht nur einmal an den Kopf. Von Andreas Brehme und Berti Vogts wollen wir erst gar nicht anfangen, das täte zu weh. Aber auch in den Führungsetagen ist es ja nicht besser. Man muss nur einmal Rudi Assauer hören ("Ab heute glaube ich nicht mehr an den Fußballgott"), um als Fußballiebhaber in eine Sinnkrise zu geraten. Da wird es plötzlich schwer, das Spiel, das man sehr liebt, ernsthaft gegen die milde lächelnden Ablehner zu verteidigen. Fußball? - is' was für Idioten! Ja doch! Wie soll man dagegen argumentieren, wenn Beckenbauer, Hoeneß und Konsorten, fast jeden Tag Nonsens ohne Ende absondern und die deutsche Sprache ("Wenn das Spielsystem verschwimmt, schwimmt der Trainer") an ihre Grenzen führen. Und plötzlich wird zur Gewissheit, was man insgeheim immer vermutet hat: Christoph Daum ist nicht der einzige, der sich ab und zu eine Nase Koks gönnt. Denn wenn man dies alltäglich über die Medien verbreitete unfassbar dumme Gefasel über Fußball zum Masstab nimmt, müssen neunundneunzig Prozent der Verantwortlichen schwer zugedröhnt sein. Findet auch Jürgen Roth. Besonders interessiert sich Roth für das Schicksal der Trainer. Und so hat er in seinem Buch Die Tränen der Trainer allerhand kurioses über die "armen Schweine auf der Bank" gesammelt, und macht sich vortreffliche Gedanken dazu. Schön sind auch die immer wieder eingestreuten Auszüge aus Bildzeitungskolumnen, für die wohl schon fast jeder Depp im Trainingsanzug seine Griffel schwingen durfte. Es ist ein Kreuz mit unserem Lieblingssport, auch Jürgen Roth empfindet das so. Am Schluss geben sich dann beide geschlagen. Der Autor und der Fan fordern unisono: Aufhören, sofort! Es ist genug jetzt. Und so endet dieses feine Buch logischerweise mit einer Headline aus der Bildzeitung vom 29. Oktober 1999: "Deutschland wird nicht mehr wie früher sein! Erich Ribbeck will singen". Mirko Puzic
|
Jürgen Roth: Die Tränen der Trainer - Wichtige Fußballbegebenheiten Oktober Verlag Münster 2001, 235 S., |