NAMIBIA Deutsche im Ausland Tommy Jaud erobert Südwestafrika Zwar heißt der Held im Tommy Jauds viertem Roman (nach Vollidiot, Resturlaub und Millionär) nun Matze Klein, aber weil der abgefuckte Werbefuzzi im Anhang offensichtlich selbstrecherchierte Reisetipps gibt, darf man getrost Annehmen, dass Comedy-Autor Tommy Jaud in Hummeldumm eine eigene Reise durch Namibia verwertet. Das ist geschickter Ressourceneinsatz, und die Sundowner-Drinks in der Wüsten-Lodge kann man als Betriebsausgaben absetzten. Matze Klein wollte erst gar nicht dahin. Und schon gar nicht per Pauschalreise mit einem Trekking-Bus voller Touristen. Die erfüllen natürlich alle Klischees vom häßlichen Deutschen, und damit es nett kriselt, kann Matzes Freundin Sina sich ganz wunderbar entspannt mit diesem Kroppzeugs unterhalten. Derweil kämpft Matze mit Fremdschämanfällen und Technikausfällen (der Reiseadapter passt nicht), mit der nach der Rückkehr drohenden ersten gemeinsamen Wohnung und der vergessenen Kaution, die sich irgendwie nicht heimlich von unterwegs per Handy überweisen lässt. Außerdem wollen weder die Landschaft, noch die Tiere, weder der radebrechende Reiseleiter, noch die übrige Bevölkerung sich an die Klischees halten, die der hochnäsig über allen Klischees stehende in sich entdeckt. Das zieht sich zwar etwas, das blitzt nicht so voller Einfälle wie die früheren Bücher, aber dafür kriegt ein Schnösel schwer was auf die Mütze und hin und wieder guckt Matze Klein dann doch mal schweigend in den Himmel über Afrika und findet sein Glück. Komischer Kitsch? Na klar. Kolonialismuskritik extralight? Auch. Wing
Tommy Jaud: Hummeldumm. Scherz, Frankfurt am Main 2010, 320 S., 13,95
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