ESSEN

All You can eat

Das 30. »Tintenfass« kümmert sich um die körperliche Grundversorgung

Einmal im Jahr, immer zur Frankfurter Buchmesse, erscheint das Tintenfass - Das Magazin für den überforderten Intellektuellen im Diogenes Verlag. Und immer wieder weiß man nicht recht, ob man damit einen schnurrigen Themenband mit Essays, Erzählungen und Buchauszügen kauft oder einen viel zu dicken Verlagsprospekt. Einerseits treffen die Texte und Zeichnungen das Thema auf oft ungewöhnliche Weise - andererseits sorgt die stolze Konzentration auf Diogenes-Autoren auch dafür, dass Einschlägiges aus anderleuts Küchen fehlt und mancher Gang eher von der Zutaten-Beschränkung als einem komponierten Küchen-Konzept bestimmt erscheint.
Für diesmal soll das durchgehen, weil Diogenes-Bücher, auch in thematisch passenden Schnippeln, immer gutes Lesefutter abgeben. Ob einer Lesefrüchte über den Wein von den alten Römern bis heute sammelt oder ein anderer ausführlich ein Gesellschaftsessen schildert, während seine Frau zuhause so zwischen Käse und Zigarren stirbt, ob's journalistisch ums Lieblingsessen einiger Autoren geht oder literarisch um einen Toilettenunfall beim Bankett - alles schmeckt. Und wohl jeder Gaumen findet in den locker wie ein Menü organisierten Kapiteln (von "Hunger" bis "Dessert") ein Appetit-Häppchen. Dass man anschließend nicht satt ist, ist Absicht.
WING
Tintenfass Nr. 30. Diogenes, Zürich 2006, 400 S., 7,00 ISBN: 3257220308