IM ZOO
Tiere wie wir
Helge Timmerberg bereist eingesperrte Naturwunder
Ein bisschen naiv tut er ja schon, der Reise-Journalist Helge Timmerberg, wenn er zwischen wilden Auslandseinsätzen für große Illustrierten sich mal gemütlich in den Zoo setzt und dem Amur-Tiger beim Überleben zu guckt. Kein Wort über die durchaus nicht nur rühmliche Geschichte unserer Wildnis-Schaubuden, aber ein Vorwort darüber, dass wir uns zwar in der freien Natur artenfressend aufführen wie die Wildsau, aber Tiere niemals Gehege für ihre Opfer bauen würden und also eigentlich froh sein sollten.
So gnadenlos subjektiv und abweichend hat Timmerberg dann doch Interessantes zu Wolf und Flusspferd, Löwe und Spatz zu erzählen. Heinz Sielmann lobt die "ausgefallenene Ansichten" des Autors und die "überraschenden Perspektiven" seines Fotografs Frank Zaunitz.
Die machen manchmal Witze statt ordentlicher Zoologie, die verlieben sich in eine uralte Wölfin und vermuten homoerotische Neigungen bei Kodiak-Bären; die finden Kangeruhs bloß doof und geraten über einen Nasenfisch ins Schwärmen. Vor allem, weil man gar nichts über ihn weiß, nicht mal, ob er Männchen oder Weibchen ist.
Trotzdem lernt man was. Etwa: Wie streichelt man ein Nashorn? Man schlägt es, was wir streicheln nennen, spürt es einfach nicht. Oder: wird eine Giraffe leichter, wenn man sie auf den Kopf stellt? Ja, ihr Schwerpunkt ist dann weiter vom Erdmittelpunkt weg.
WING
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