TITTEN & TERROR
Schrei doch! Ein Buch über die Juvenile Slasher-Welle im Kino Die wohl berühmteste Slasherszene und wahrscheinlich auch die beste, die je gedreht wurde: Janet Leigh stirbt unter der Dusche, ein Messer fährt auf und ab, sticht immer wieder in ihren Körper, und es tut heute noch weh, dem zuzuschauen. Hitchcocks Psycho war von vorne rein darauf angelegt, ein jugendliches Publikum zu schocken. Anthony Perkins als milchgesichtiger Norman Bates ist zum Synonym für all die Psychopaten geworden, die auf der Kinoleinwand das Messer zückten. Ausgerechnet Wes Craven, Splatterfilmer der ersten Stunde, landet mit Scream 1996 einen Kassenschlager. Plötzlich sind alle begeistert. Kreischende Teenager und aufgeschlitzte Körper sind auf einmal wieder hip. Craven ist so überwältigt von dem Geld, das er mit Scream verdient, dass er gleich noch einen zweiten Teil dreht. Auch das ist gute alte Tradition im Genre. Ob Mike Myers, Jason (bringt es auf mittlerweile elf Filme) oder Freddie Kruger - sie alle haben gleich in mehreren Fortsetzungen ihr blutiges Handwerk verrichtet. Natürlich kann man ein Buch wie Teen Scream nicht schreiben, ohne dutzende schlechte Filme gesehen zu haben. Und natürlich kennen auch Dirk und Sowa all die miserablen Streifen, bei denen es einem selbst mittlerweile ein wenig peinlich ist zu erwähnen, dass man sie irgendwann mal auf Video gesehen hat. Cravens Erstling Last House On The Left (deutsch: Mondo Brutale) z.B. Den hab ich als übelsten Schund (Splatter Galore) in Erinnerung. Für die Autoren steht der Film eher für einen Klassiker. Texas Chainsaw Massacre von Tobe Hooper darf in so einem Buch natürlich ebensowenig fehlen wie Carpenters Halloween. Selbst so extreme Filme wie Maniac (von William Lustig, ein indizierter Gewaltporno der übelsten Sorte) finden hier ihre Belobigung. Rüdiger Dirk und Claudius Sowa lieben also das Genre ganz ohne Zweifel. Dementsprechend locker ist der Plauderton mit dem sie über Filme erzählen, von denen man aber nur wenige wirklich gesehen haben muss (z.B. George Romeros Filme). Dass sie Gus Van Zants Neuverfilmung von Psycho als "Schnarchremake des Jahrhunderts" bezeichnen, macht sie sympathisch. Das sie Wes Cravens Scream Teil eins für ein ironisches Meisterwerk halten, kann man ihnen verzeihen, wenn auch mit lautem Murren. Das die beiden nicht viel von dem glatt polierten Mainstremhorror halten, der im Fahrwasser von Scream jetzt in die Kinos kommt, outet sie natürlich als Fans von klassischem Trash, Gore, Splatter und B-Movies. Das mögen wir persönlich sowieso lieber als Erklärungsversuche von verkappten Cineasten. Und die beiden können sehr schön launig erzählen. Von der Faszination des Schrecklichen z.B. - und der Gänsehaut, die besonders kreischende Teenager, die unappetitlich ermordet werden, bei Teenagern, die vorwiegend Popcorn im Kino verzehren, erzeugen können. Dirk/Sowa haben ein paar kluge Gedanken, warum das wohl so ist, und kommen Gottseidank zu keinem allzu ernsten Schluss. Macht Spaß, das Buch zu lesen, auch wenn man die Slasherfilme der neuen Generation erbärmlich langweilig findet. Mirko Puzic
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