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Leben in Qual

Marlene Streeruwitz erzählt was über Feminismus. Oder auch nicht.

Es sei verraten, dass dieses Buch keine Erklärung liefert, wie man heute "FeministIn" bleibt. Stattdessen schafft Marlene Streeruwitz mit ihrer Essaysammlung einen offenen Raum für elf klägliche Gestalten, deren jeweilige Existenz als pure Scheiterhaufenerweiterung bezeichnet werden muss. Jedes dieser unglücklichen Wesen steht vor einer Entscheidung, die sein zukünftiges Leben beeinflussen wird.

Der grausame Sprachduktus, der das Lesen dabei zur Qual macht, passt perfekt ins sinnentleerte Bild. Brutal hingerotzte Satzkonstruktionen wie: "War das Gefühl, dass er ihr beim Duschen zusah. War das kein Gefühl, sondern das, was war und das was der Rudi wollte und was er sich holte, indem er ihr nichts weitersagte. War das Ganze eine Geschichte, die der Rudi sich ausgedacht hatte." lassen sich nur noch von den schauerlichen Geschichten selbst überbieten, die ohne jeden Esprit dahinvegetieren.

Im "Open End Stil" sollen sie den Leser zum Nachdenken animieren und auf die Homepage der Autorin treiben, wo die elf Elendsgeschichten dann weiter fortgesetzt werden. Mitdiskutieren darf man dort auch, wenn man dies möchte. Viel Spaß dabei wünscht eine pikierte RezensentIn, die sich nur schwört dass ihr dieses Buch nicht noch einmal passieren wird, Feminismus hin oder her.

Sybille Lengauer
Marlene Streeruwitz: Das wird mir alles nicht passieren... Wie bleibe ich FeministIn Fischer Taschenbuch 2010, 151 S., 9,95