FORTSETZUNG Romanze mit der Eitelkeit Carlos Ruiz Zafòn vermischt Krimi, Fantasy und Mystik Ein Schriftsteller vergisst nie, wann er zum ersten Mal für eine Geschichte ein paar Münzen oder Lob empfangen hat. Er vergisst nie, wann er zum ersten Mal das süße Gift der Eitelkeit im Blut gespürt hat. Ein Schriftsteller ist dazu verdammt, immer wieder an diesen Moment zu denken, denn wenn es soweit ist, ist er bereits verloren, und seine Seele kennt ihren Preis." David Martín, Ich-Erzähler und gebeutelter Held im zweiten Roman des spanischen Autors Carlos Ruiz Zafòn, wird schnell zum Opfer besagter Eitelkeit und der Gier nach Erfolg. Mit 17 bekommt er die Chance, eigene Kriminalgeschichten in einer lokalen Zeitung zu veröffentlichen und wird bald zum neuen Stern am Schriftstellerhimmel im Barcelona der 20er Jahre. Ohne Rücksicht auf gesundheitliche und soziale Verluste verfasst David eine Geschichte nach der anderen, bis sein privates Glück nach und nach zerbricht. Vermutlich nicht durch einen Zufall herbeigeführt, trifft David in diesen dunklen Tagen auf eine Gestalt, die ihm ein dubioses Angebot unterbreitet. Mit Aussicht auf finanzielles und gesundheitliches Wohl soll er dem Mann mit der Engelsbrosche eine neue Religion erfinden. Ein gefährlicher Pakt, denn von nun an häufen sich die surrealen Phänomene und David wird immer weiter in einen Strudel aus Mord, Macht und Schuld gezogen. Nach dem großartigen Debüt Der Schatten des Windes hat Zafòn endlich sein lang erwartetes Zweitwerk geschaffen, eine Mischung aus Krimi, Fantasy, Romanze und einer Ode an die Literatur. Auch diesmal taucht wieder "der Friedhof der vergessenen Bücher" und die Bücherei der Semperes auf. Zeitlich gesehen befindet sich die neue Abhandlung vor dem Erstroman im alten Barcelona. Zafòn versteht es nach wie vor, durchgehend für Spannung zu sorgen und viele Handlungsstränge miteinander zu verknüpfen, aber die Story wirkt überladen. Viele Konflikte und Charaktere bleiben unaufgelöst oder verwirren. Die Sprache ist sehr bildhaft. Er wählt die Worte mit einer Liebe zum Detail und zur Lyrik, wie man sie selten in Romanen findet. Die paranormalen Ereignisse tun ihr Übriges und lassen auch diese Geschichte ein bisschen wie "nicht von dieser Welt" erscheinen. Berit A. Kampf
Carlos Ruiz Zafòn: Das Spiel des Engels. Aus dem Spanischen von Peter Schwaar, S. Fischer, Frankfurt 2008, 720 S., 24,95
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