SCIENCE FICTION
Global-Patrioten
Arthur C. Clarke & Stephen Baxter über Sonnenflecken und sonstige Katastrophen
Arthur C. Clarke schreibt seit gefühlten 1000 Jahren dicke SF-Schinken mit kosmologischem Atem und Rechenschieber-Attitüde. Und seit dem Roman, aus dem vor Äonen schon der Film 2001 - A Space Odyssey wurde, holt er sich gern Co-Autoren, die seine Entwürfe ausfabulieren. Seit einiger Zeit arbeitet der heute 89jährige mit dem 40 Jahre jüngeren Stephen Baxter zusammen, der seinerseits dicke Bücher, harte Wissenschaft und einen eigenen Ruf als SF-Großmeister auf dem Konto hat. Jetzt haben die beiden mit Sonnensturm so etwas wie die Weltall-Variante von Frank Schätzings Der Schwarm geschrieben.
In der nahen Zukunft bemerkt ein Mond-Obervatorium, dass die Sonne seltsame Flecken kriegt. Gigantische Energiemengen werden demnächst ins All geschleudert werden und die Erde klaftertief versengen.
Mit großer Ingenieur-Kunst wird ein Ablenkspiegel im All gebaut, der am Ende immerhin einen Teil der Menschheit vorm Verkochen rettet.
In der Rahmenhandlung fällt auf, dass alle politisch verantwortlichen ohne besondere Problematisierung Frauen sind - und dass sich trotzdem durchweg Männer ohne viel Zögern fürs höhere Ziel beim Schirm-Flicken verstrahlen lassen. Und dass der tödliche Sonnenwind vor Jahrmillionen schon von einer Energie-Spezies geplant wurde, die neue, körperliche Intelligenzwesen für Störenfriede hält.
Baxter & Clarke sind liberale Globalpatrioten. Sie breiten jede Menge Wissen über Sonnen- und Planeten-Dynamik aus, sie vermitteln ein Gespür für das ganz große Ganze im Universum, aber sie halten auch zu den Einfallsreichen und Mutigen. Arthur C. Clarke steuert seinen "Fahrstuhl" aus den 60ern als Transportmittel in den Orbit bei, Stephen Baxter ergänzt das Arsenal um einen beinahe glaubwürdigen Satelliten zur Komplett-Kartierung des Sonnensytems. Beide zusammen vermitteln eindrücklich, dass wir kosmisch auf Messers Schneide leben. Und dass wir nur überleben werden, wenn wir klüger werden.
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