POP HISTORY Todeswunsch Valerie Solanas SCUM-Manifest in Neuauflage Valerie Solanas ist ja nicht nur die Frau, die auf Andy Warhol schoss, sie hatte zuvor auch ein "Manifest" wider die Herrschaft der Männer geschrieben. Darin stellt sie die Organisation "S.C.U.M." vor (Society for Cutting Up Men), die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Mann, dieses "Tier", dieses "Stück Dreck" zu vernichten. Der drollige und wirre Text einer revolutionären Truppe, die wahrscheinlich nur aus Valerie Solanas bestand, ist bis heute ein Monument des Hasses, der Obszönität und des politischen Wirrsinns. Kein Wunder, dass der Text erstmals auf Deutsch in Jörg Schröders März-Verlag erschien. Seitdem war er auf Deutsch nicht mehr zu haben und ist jetzt, ergänzt um mehrere erklärende Essays, wieder aufgelegt worden. Das muss man nicht gelesen haben, aber als Dokument jenes Zerfalls, der die Hippie-Bewegung zum Ursprung einiger Gewaltexzesse werden ließ (Charles Mansons Helter Skelter gehört dazu wie die Solanas), ist es lehrreich. Drollig ist zudem ein undatierter Text in dieser Ausgabe eines "Arbeitskreis Frauenemanzipation Frankfurt/Main", der sich ganz ernsthaft mit Solanas' Ideen auseinandersetzt. Da weiß man dann nicht mehr, wer durchgeknallter ist: Die Autorin oder ihre Freunde aus der Frauenbewegung. Erich Sauer
Valerie Solanas: Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer SCUM. Erweitert um einen Text von Andy Warhol. Philo Fine Arts, Hamburg 2010, 111 S., 10,00
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