JUGEND

Zu früh schwanger

Nick Hornby legt sich in »Slam« elegant aufs Maul

So ziemlich alles, was der Engländer Nick Hornby schreibt, wird international erfolgreich und ein Film, von Fever Pitch (über Fußball) bis High Fidelity (über Plattensammeln) oder About a boy (übers Erwachsenwerden). Dabei passiert nie etwas wirklich aufregendes in seinen Büchern, und alles passiert in einem so wohlfühligen England, dass Ken Loach zum Beispiel ganz woanders wohnen muss.

In seinem neuen Roman scheint Hornbys amüsanter Realismus erstmal mit Schmackes vor die Wand zu fahren. Sam, der Held, ist 15 und wird Vater. Gerade übte er noch Skateboard-Tricks in London und diskutierte sein Leben mit einem Poster von Skater-Buddha Tony Hawk, da simst ihn seine Ex-Freundin von letzter Woche an: Etwas Dringendes sei zu bereden.

Der junge Held ahnt schon, dass er neulich mit dem Kondom was falsch gemacht hat, büchst aber erstmal aus, um zwei Dörfer weiter ein neues Leben anzufangen. Natürlich kommt er zurück, natürlich stellt er sich der Verantwortung, und natürlich macht Hornby Witze. "Ich kriege ein Baby" sagt Sam beim hochnotpeinlichen Treffen mit den entsetzten Eltern.

Der größere Witz ist, dass Tony Hawk, der Gott der 540 Grad Flips, der Trickster aller Ollies, Sam ein paar mal ein Jahr in die Zukunft versetzt und das völlig überforderte Kind sozusagen rückwärts reifen lässt. Erst muss sich der neue Vater morgen slapstickhaft das Windelnwechseln beibringen, dann kann er heute notgehorchend zum Geburtsvorbereitungskurs trotten.

Seltsam aber: So realistisch auch der Plot sein mag (Großbritannien hat die höchste Teenager-Schwangerschaftsrate des Westens), so wenig authentisch wirken die Jugendlichen darin. Eher treten sie als Kindheits-Kasperl eines mittelalten Mannes auf, der sich ein neues Leben mit lösbaren Problemen ausdenkt.

Das amüsiert durchaus, aber Tony Hawk ist nicht Humphrey Bogart und Slam ist nicht "Play it again, Sam". Das Problem sollen die Leute lösen, die die Filmrechte kaufen.

WING
Nick Hornby: Slam. Aus dem Englischen von Clara Drechsler und Harald Hellmann. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008, 301 S., 17,95