META-MATHEMATIK Rechnen mit den Simpsons Simon Singhs lustiges Lehrbuch »Homers letzter Satz« Wer es bis jetzt noch nicht begriffen hat, sieht spätestens an der gelben Einbandfarbe, worum es geht. Und an dem Untertitel "Die Simpsons und die Mathematik." Freunde der unamerikanischen Fernseh-Familie (George W. Bush nannte sie so), hatten schon immer den Eindruck, dass hinter manchen Scherzen eine tiefere Botschaft steckte, Dank Simon Singh kann man es jetzt endlich beweisen: Regelmäßiger Genuss von Zeichentrick-Serien kann klug machen. Jedenfalls, wenn man bei jedem Apfelkuchen (im Original: Pie) an die Zahl Pi denkt. Und dann Dönekes aus der Mathematik-Geschichte erzählt. Etwa wie einmal ein amerikanisches Parlament den exakten Wert von Pi per Gesetz festlegen wollte. Oder wenn man die Episode, in der Lisa Baseballtrainerin wird, dazu benutzt, eine ausführliche Einleitung in Statistik, Wahrscheinlichkeit und "Sabermetrics" zu geben. Das ist eine Methode, Mannschaften nach aufwändigen Formeln aus Hunderten von Einzelwerten zusammenzustellen. Eher Computeranalyse als Trainerhandwerk, aber in Amerika über Jahre ein Aufreger. Auch bei den Simpsons. Brad Pitts Kinofilm kam später. Aber Simon Singh schaut auch noch genauer hin. Bei den Simpsons und verstärkt noch beim Ableger Futurama haben die Autoren jede Menge Standbild-Gags eingebaut, die man überhaupt nur per Einzelbildschaltung bemerken, und dann mit Tafel und Kreide möglicherweise verstehen kann. Hier wird es dann stellenweise etwas verschroben. Bleibt aber lustig. Und vor allem abwechslungsreich. Die mathematischen Anspielungen führen Singh kreuz und quer durch einfache Geometrie und höher dimensionale Räume, zu Rechentricks und Spieltherorie, und durch einen fünfstufigen Test der mathematischen Witzigkeit des Lesers. Sehr gelungen. Wing
Simon Singh: Homers letzter Satz. Die Simpsons und die Mathematik. Aus dem Amerikanischen von Sigrid Schmid. Hanser, München 2013, 318 S., 21,50
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