Schulroman

Ein Lehrer aus dem Bilderbuch

Alexander Maksiks Debüt um Idealismus und seine Hürden

In einer internationalen Schule in Paris werden Jugendliche aus reichen Familien unterrichtet. Die Eltern (meistens die Väter) der Kinder arbeiten in führenden Positionen oder beim Militär. Die Familien sind das unentwegte Hin- und Herziehen gewohnt. Da tritt der idealistische Lehrer Will Silver in ihr Leben. Ein Lehrer wie aus dem Bilderbuch, einer wie John Keating aus dem Club der toten Dichter. Und auch Will Silver ist für Literatur und Philosophie zuständig, sein Unterricht verändert Leben, das erfährt der Leser gleich zu Beginn des Romans, als ein Schuljahr endet und die Schüler es genau so sagen: "Sie haben unser Leben verändert." Er wird auf Partys eingeladen, tanzt mit den Schülern in Clubs und er lässt sich auch gerne Mister S. nennen. Und das alles schafft er durch Sartre, Camus, Shakespeare, die klassische Literatur, die er den Schülern näherbringt. Alles könnte so gut sein..

Das neue Schuljahr beginnt wie immer, aber die ersten dunklen Wolken ziehen am Himmel auf. Will Silver lässt sich auf eine Affäre mit einer Schülerin ein. Zudem werden Will und einer seiner Schüler, Gilad, in der Metro Zeuge eines Mordes, der jeden hätte treffen können, reflektiert wird das in dem Unterrichtsstoff, den der Lehrer vorbereitet. Es geht um Fragen des Glaubens, es geht um Selbstmord als Alternative zum Leben, um Ideale und Wünsche, was man will und was man nicht will. Gerade Gilad ist angetan von dem Lehrer, nimmt sich ein Beispiel an seinen Auslegungen und wird vom Eigenbrötler zum Bestandteil des Kurses. Doch schon bald merkt er, dass Will Silver nicht der Mann ist, den sich die Schüler ausmalen. Bei einer Demonstration gegen den Irak-Krieg passiert etwas, das Gilad die Augen öffnet.

Will Silver als junger, charismatischer Lehrer geht einem zuerst sehr auf die Nerven, zu klischeehaft kommt er daher, das Gerede um die veränderten Leben der Schüler ist zu zuckrig, die angesprochene Literatur, na ja, Literatur, die einen als Jugendlicher selber beeinflusst hat. Alexander Maksik findet jedoch zum richtigen Zeitpunkt den Dreh, um aus dem Lehrer eine Figur zu machen, die nicht immer das einhalten kann, was sie lehrt. Das erkennen die Schüler genauso wie die Leser.

Sacha Brohm

Alexander Maksik: seinodernichtsein. Droemer, München 2013, aus dem Amerikanischen von Werner Löcher-Lawrence, 300 S., 19,99