ANFÄNGE
Irreführung David Sedaris erfindet seine Kindheit neu, und andere Stories Der Klappentext ist aus der Cosmopolitan und eine Frechheit: "Fuselfieber steht Sedaris' Bestseller Nackt in nichts nach." Ausser, dass Davids neues Buch sein ältestes ist (von 94) und kein Roman. Sondern Stories in Rollenprosa. Alles, was Sedaris später schrieb, steht in dieser Tradition (nicht andersherum, wie die Werbetexter meinen), und wer ihn bisher schon kannte, kennt ein Drittel dieses Buches bereits vorab. Nämlich die Abenteuer eines Weihnachtszwergs, die sich später zu einem eigenen Buch auswuchsen. Die anderen zwei Drittel umspielen die Nackt-Themen: ein nur manchmal in komischer Absicht als Homosexueller erkennbarer Weißamerikaner gerät in Katastrophen, nur diesmal unter wechselnden Namen und Geschlechtern. Mal bringt der Ehemann überraschend eine vietnamesische Tochter mit nach Hause, und die Mittelklasse-Mutter erklärt im Weihnachtsrundbrief an die Verwandten das Familiendrama; mal muss der Held Mike Tyson erklären, warum er nicht mehr mit ihm kuscheln will; mal muss er eine Oscar-Dankesrede halten, eine der schlimmsten Schwierigkeiten von allen. Davids Personal ist ohne Selbstzweifel dreist, kriegt immer das dicke Ende ab, und zieht, wenn überhaupt, nur die falschen Leeren daraus. Das ist lustig. Aber Vorsicht, immer nur in kleinen Schlucken nehmen. Vor allen den Schluss, ein Brief an Hinterbliebene, der die Trauergäste dazu auffordert, gewisse Leute, jetzt sofort, noch während der Leichenfeier, umzubringen. WING
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David Sedaris: Fuselfieber. Übersetzt von Harry Rowohlt. Diana, München 2002, 318 S., 9,- EU |