Sprachwitz

Sehr lange Worte

Ben Schott erfindet deutsche Wörter, die man auch in England benutzen kann

Die deutsche Sprache macht es einem ja nicht gerade leicht. Nicht mal den Deutschen. Wie empfindet es dann jemand, der dieses Ungetüm an Sprache lernen muss? Immer schon intensiv und geradezu lustvoll angetan vom schwierigen Deutsch: die Bewohner des anglo-amerikanischen Sprachraumes. Mark Twain wusste schon vor hundertdreißig Jahren von der Langwortobsession der Deutschen zu berichten: "Diese Dinger sind keine Wörter, sie sind alphabetische Prozessionen." Trotzdem schaffen es immer wieder auch deutsche Wörter in den Sprachschatz der Englischsprecher.

Ben Schott, der seit Jahren erfolgreich Almanache und Sammelsurien zu allen möglichen Themen herausbringt, hat sich nun des Themas angenommen: Schottenfreude - Meisterwerke der deutschen Sprache hat er seinen Band mit neuen deutschen Wörtern genannt. Und die hat er sich alle selber ausgedacht, z.B. "Überraschungspartyüberraschungsheuchelei - Sich über eine Überraschungsparty zum Schein überrascht geben." Oder: "Provinztrübsinn - Die Klaustrophobie der Kleinstadt (die zu großen Dingen zu inspirieren vermag)". Hundertzwanzig dieser Wörter hat er sich im Lego-Prinzip ausgedacht. Die stehen im Buch allesamt auf der rechten Seite, während auf der linken Verweise zu literarischen Werken oder wissenschaftlichen Arbeiten angegeben werden, um zu zeigen, dass es wichtig ist, dass es für bestimmte Gefühle, Ereignisse und Zustände ein Wort gibt, das nur ein deutsches Wort beschreiben kann.

Ben Schott betreibt diese Worterfinderei fast protestantisch genau. Manchmal ist das ein bisschen weit hergeholt, manchmal nicht ganz so witzig, und manchmal wirken die Wörter zu konstruiert, um sie sich zu merken, aber einem Wörterbuch, das konstruierte Wörter versammelt, vorzuwerfen, dass diese zu konstruiert klängen, das wäre ja fast schon wieder ein eigenes deutsches Wort wert.

Sacha Brohm

Ben Schott: Schottenfreude. Meisterwerke der deutschen Sprache. Knaus, München 2013, aus dem Englischen von Rainer Wieland, 96 S., 15,00