VENEDIG

Arthurs wunderbare Reise

Ein deutscher Philosoph im Karneval

Gegen Ende gibt es eine veritable Verfolgungsjagd per Gondel, in der Mitte gibt es eine verzwickte Verschwörungsgeschichte, die sich der österreichische Geheimdienst aus schlechten Spitzelberichten nur zusammenreimt, und am Anfang gibt es einen sehr wütenden Arthur Schopenhauer. Trotzdem ist Christoph Poschenrieders Debütroman Die Welt ist im Kopf kein Thriller geworden, der theoretische Konzepte Schopenhauers in eine Geschichte umsetzt, sondern eher ein komischer Urlaub vom Denken im Leben.

Schopenhauer, gerade 30, hat sein großes Buch "Die Welt als Wille und Vorstellung" fertig gestellt, von dem er sich den Durchbruch zum Spitzenphilosophen verspricht. Leider verzögert sein Verleger die Drucklegung, Arthur tobt und reist schließlich nach Italien ab, weil das damals jeder mal machen musste. Er gerät ins Visier von Metternichs Geheimpolizei, er lernt in Venedig das Gondelfahren und den Reiz der einfachen Gasthäuser kennen. Er verliebt sich in eine Teresa, und mitten im Karneval trifft er auf Lord Byron, den Popstar seiner Zeit.

Da wird es dann doch ein bisschen philosophisch, weil das "pessimistische" Weltbild des erst viel später berühmt gewordenen Schopenhauer hier hinter Masken und in Kneipen sein pralles Diesseits kriegt. Die Welt ist schlecht, aber das Leben ist das beste, was wir kriegen können.

Dann kommen schon wieder die Spitzel, die hinter jedem Gedanken gleich Verrat wittern. Dann treten noch allerlei historische Figuren auf, und damit auch Schopenhauerkenner was zu schmunzeln haben, verarbeitet Poschenrieder Ankedoten aus der Philosphiegeschichte zu burlesken Szenen. Die Episode mit der Opium-Pfeife ist aber erfunden.

Wing
Christoph Poschenrieder: Die Welt ist im Kopf. Diogenes, Zürich 2010, 342 S., 21,90