VERGANGENHEIT

Noch einmal lieben

Bernhard Schlink wiederholt sich in »Die Frau auf der Treppe«

Ach ja, die Zeit. Spätestens seit dem Vorleser, ja eigentlich schon in seinen Krimis vorher, hatte es Bernhard Schlink immer mit ihr zu tun, mit ihrem Vergehen, mit der Vergangenheit, und besonders der deutschen. Inzwischen kommt auch das Altern als Thema dazu und eine gewisse Ermüdung beim Lesen der immer ähnlichen Konstellationen.

Diesmal gruppieren sich drei Männer um eine Frau und ihr Bild, einen Akt, der so aussieht wie ein berühmtes Werk von Gerhard Richter. Einer hat es gemalt, mit dem anderen war sie verheiratet, verließ ihn aber für den Maler. Der dritte ist der Erzähler und war mal ein junger Anwalt, der sich in das Bild und das Modell verliebte. Es kommt zu komischen Verwicklungen und bald verschwinden Frau und Gemälde.

Jahre später taucht es in Australien wieder auf, lockt alle drei Männer an, die alte Ansprüche stellen und vor allem dem Erzähler erlauben, eine Art Figurentheater mit Macht, Kunst, Recht und Aufbegehren aufzuführen. Denn die zentrale Frau, inzwischen todkrank, war wohl mal in der RAF-Szene und in der DDR untergetaucht. Genaueres erfährt man nicht, zu sehr sind die älteren und ziemlich alten Herren damit beschäftigt, sich wieder so aufzuführen, wie die, vor denen die junge Frau floh. Nur der Erzähler kriegt die schöne Kurve, seiner wiedergefunden Liebe nichts übel zu nehmen und ihr das gemeinsame Leben zu erzählen, dass sie hätten haben können, als wäre es wahr.

Das grenzt bisweilen an Kitsch, klingt eigentlich nie glaubwürdig, aber man gönnt dem namenlosen Erzähler, dass er in all der Vergangenheitsbewältigung Mut zur Zukunft findet.

Wing

Bernhard Schlink: Die Frau auf der Treppe. Diogenes, Zürich 2014, 245 S., 21,90