Dumm gelaufen

Kommen und Gehen

Der Darwinpreis prämiert dämliche Todesarten

Beim nächtlichen Notdurften in die Baugrube gefallen, besoffen ein Auto geklaut und vor die Mauer gefahren, beim Einbruch von der Glasscheibe erschlagen, die man knacken wollte. Manchmal bedeutet "dumm gelaufenö tatsächlich das Ende.

Weil die dusseligen Akteure sich durch die Folgen ihrer Dämlichkeit auf ewig dem menschlichen Genpool entzogen haben, gibts für derlei allgemeinwohlförderndes Ableben postum eine Würdigung: National und international werden für solche überragenden Leistungen sogenannte Darwinpreise vergeben.

Den deutschen Darwinpreis lobt Marco Kratzenberg aus, der die schönsten Fälle aus den Jahren 2008 bis 2010 in seinem Buch Schicht im Schacht. Die dämlichsten Todesfälle zusammengefasst hat.

Die einander recht ähnlichen Beschreibungen menschlicher Hybris wirken, am Stück gelesen, ebenso ermüdend wie ernüchternd. Der meist bei solchen Todesfällen vorhandene Alkoholeinfluss ist dabei ebenso eine Konstante wie das sträfliche Unterschätzen physikalischer Gesetze. Dass in diesem Universum nicht zwei Dinge zur selben Zeit am selben Ort existieren können und dass die Folgen dieser Gesetzmäßigkeit für den Menschen meist übel ausgehen, wird von den Preisanwärtern oft nicht bedacht. Oder wie es in einer Kapitelüberschrift des drolligen Büchleins heißt: "Regionalbahn vs. Rentner 1:0".

Die meisten Todesfälle haben dabei mit Suff und Selbstüberschätzung zu tun. Soll man sein Wohnmobil auf ein paar Holzkeilen aufbocken und sich dann für Reparaturarbeiten drunterlegen? Ist es schlau, auf das Dach eines Zuges zu klettern, wenn die Oberleitung nah ist? Und was waren wohl die letzten Gedanken einer jungen Frau, die aus einem fahrenden Bulli sprang und neben der Fahrgeschwindigkeit nicht bedachte, dass manchmal Laternenpfähle am Straßenrand stehen?

Ganz selten hat tödliche Dummheit auch etwas Rührendes. Etwa wenn ein Angler seinem Freund ins Wasser hinterher springt um ihn zu retten und dann selbst ertrinkt, weil er nicht schwimmen kann. Das hätte Erich Kästner gefallen.

Erich Sauer
Marco Kratzenberg: Schicht im Schacht. Die dämlichsten Todesfälle. Fischer, Frankfurt 2011, 220 S., 8,99

www.darwinpreis.de/